Die Leipertitzfahrt 2017

 

 

 

Von den vielen Städten und Dörfern der 4 Landkreise Südmährens sind die Leipertitzer noch das einzige Dorf, das regelmäßig eine Busreise in die alte Heimat durchführt. So nutzten auch manche aus den Nachbargemeinden, die Möglichkeit der Reise und wir stellen uns mit einem Fahrservice nach Dürnholz, Grusbach oder Groß Tajax darauf ein.

 

Die Anreise erfolgte am Mittwoch den 17.5.2017 vom Betriebshof des Busunternehmens Gfrerer in Waibstadt, welches uns seit vielen Jahren erfolgreich und bewährt führt. Zustiegsmöglichkeiten auf der Fahrtroute bis Salzburg komplettierten die Teilnehmergruppe zum Hotel Eliska in Nikolsburg, unserem neuen Quartier. Eingestimmt auf ein paar herrliche Tage wurden wir wieder durch ein sorgfältig und informativ ausgearbeitetes Routenprogramm von Sibille Laber, die jedem Teilnehmer, in einer Mappe gebunden, ausgehändigt wurde.

 

Der Donnerstag begann mit der Fahrt durchs nördliche Südmähren und einer Stadtführung in Brünn, der zweitgrößten Stadt Tschechiens. Einer Stadt die schon früher, neben Wien, viele Leipertitzer anzog. Der Nachmittag war ausgefüllt mit einer idyllischen Bootsfahrt durch die Mazochahöhlen im mährischen Karst. Auf der Rückfahrt ins Hotel wurde an der Gedenkstätte in Pohrlitz, für die beim Brünner Todesmarsches 1945 umgekommenen, einen Halt eingelegt. 860 Deutsche von über 5200 die insgesamt den Marsch nicht überlebten, sind hier bei der schrecklichen menschenverachtenden Vertreibung von 27000 Deutschen Brünner, beerdigt. Mit einer Schweigeminute und einem gemeinsam gebeteten Vaterunser gedachten wir den Toten.

 

Am Freitag genossen wir auf Nebenrouten durch viele Dörfer Südmährens die Fahrt nach Znaim um dort ebenfalls eine Stadtführung zu haben. Diesmal fuhren wir mit einer Touristenbahn durch die Stadt, hielten an markanten Punkten an und bekamen unter fachkundiger Führung in deutscher Sprache interessante historische Fakten erklärt. Am Nachmittag stand die niederösterreichische Weinstadt Retz auf dem Programm. Zuerst besuchten wir die letzte voll funktionsfähige Windmühle, von früher über 400 aus dem südmährischen und  niederösterreichischen Raum.  Ein Besuch im  Retzer Heimatmuseum schloss sich an. Hier konnte eine von Dr. Hellmuth Bornemann (Znaim) zusammengestellte südmährische Bilder- und Skulpturensammlung  bewundert werden.

 

Das Entenessen in Falkenstein/Niederösterreich bei Staatz im Weingut Junk krönte diesen erlebnisreichen Tag.

 

Der Samstag stand natürlich voll im Zeichen des Besuches von unserem Leipertitz, den Hauptgrund der Reise. Bei Erreichen des alten Heimatortes schwärmten die Teilnehmer im gesamten Ort aus um die Geburtshäuser, Häuser von Verwandten oder altvertraute Strassen, die Schule, den Teich oder Marterl aus alter Zeit anzuschauen. Mittlerweile waren auch weitere Altleipertitzer Tagesgäste eingetroffen, das alte Gemeindegasthaus, heute ein gut gehendes Restaurant, füllte sich, aber auch der Partyraum unseres Freundes Josef Pavlovic und seiner Frau Eva war oben am Ochsenberg wieder willkommener Treffpunkt für Imbiss, Bewirtung und Gespräche.

 

Höhepunkt des Tages war natürlich  der gut besuchte Gottesdienst in unserer Pfarrkirche. Die heilige Messe wurde wieder vom Asparner Geistlichen Pater Norbert, vom Minoritenorden, gehalten. Dank der intensiven Planung und Vorbereitung von Johann Hans, hatten wir einen, in Erinnerung bleibenden, würdigen Gottesdienst. Er hatte auch die bewährte Organistin aus Hanftal in Niederösterreich gewinnen können, welche unsere Lieder der Deutschen Messe begleitete. Franz Josef Würzl, der Enkel  von Johann und Marie umrahmte mit seiner Schwester den Gottesdienst mit ihren Trompeten. Die Schwester Agnes Würzl ministrierte gemeinsam mit den beiden Geschwistern Julia und Lisa Kleinlein aus dem fränkischen Langenzenn. Die beiden sind die Kinder von Roland und Kerstin Kleinlein, und die Enkel von Rosa, geb. Lustig aus dem Haus Nr. 282. Auch tschechische  Christen sowie der Leipertitzer Pfarrer Bartonek nahmen an der Messe teil.

 

Die sich daran anschließenden, schon zur Tradition gewordenen Ansprachen mit gleichlautenden Reden in tschechischer und deutscher Sprache, von Josef Pavlovic und Alfred Zitzwarek auf dem Kirchenplatz folgte. Einer beachtliche Zuhörerschar stellte sich danach zu einem großen Gruppenbild auf. Hierzu fanden sich auch unser Ehrenbürger Reinfried Vogler, Präsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung und Steffen Hörtler, stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft ein. Die beiden waren auf dem Weg nach Brünn zur Gedenkfeier des Jahrestages des Todesmarsches vom 31.5.1945.

 

Besonders sei auch die nette Geste der Familienmitglieder von Eva und Josef Pavlovic erwähnt. Wie bei allen unseren Besuchen reichten Sie uns Gebäck nach alten mährischen Rezepten.

 

Anschließend wurde auf dem Leipertitzer Friedhof aller Toten die hier beerdigt sind durch ergreifende Worte von Pater Norbert gedacht. Auch hier schaffte die musikalische Umrahmung durch die kleine Bläsergruppe der Geschwister Würzl einen würdigen Rahmen.

 

Als der Bus und die anderen Besucher Leipertitz wieder am späten Nachmittag verliesen, waren viele überwältigt von dem was Leipertitz uns noch immer bedeutet.

 

Der Samstag schloss für die Busgruppe mit einer Weinprobe im Hotel in Nikolsburg ab.

 

Am Sonntag hieß es Abschied nehmen von Südmähren. Das Busunternehmen Gfrerer, vertreten durch seinen erfahrenen und für unsere Belange immer flexiblen Fahrer Ralf Schembera brachte alle Teilnehmer wieder wohlbehalten zu ihren Zustiegsorten.

 

Alle Begebenheiten dieser erlebnisreichen Fahrt wurden von Christel Fischer, wie bei allen vorangegangenen Aufenthalten auch, mit  vielen Filmausschnitten festgehalten. Gerne stellt sie eine CD Kopie Interessierten zur Verfügung.

Die Reise hat gezeigt, dass die alte Heimat junge und alte Südmährer nicht loslässt. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass Leipertitz nicht nur durch die Busfahrt, sondern immer noch auch von vielen einzelnen Reisenden und kleinen Gruppen übers Jahr besucht wird.