Nach 100 Jahren sind die dörflichen und regionalen Geschehnisse, die in den Aufzeichnungen des Jakob Anger nieder geschrieben sind, für uns eine interessante Quelle aus Alt-Leipertitz.
Die Notizen und Begebenheiten werden wir in monatlicher Abfolge veröffentlichen.
Auf 120 Seiten hat er Ereignisse aus der Zeit von 1910 bis 1931 schriftlich und mit kleinen Zeichnungen festgehalten.
Wir werden die monatlichen Aufzeichnungen veröffentlichen (den Monaten entsprechend), da es sich auch hier um interessante Begebenheiten im alten Leipertitz handelt. 2016 wird das Jahr 1912 veröffentlicht
Rückblick auf das Jahr 1912
Es war ein sehr kühles Jahr.
Der Winter war sehr kalt.
Der Frühling brachte noch viel Eis
der Sommer brachte viel Gewitter
der Herbst begann sehr früh war
größtenteils naß und kalt
Das Jahr war durchschnittlich
sehr fruchtbar nur die Hackfrüchte
sowie Mais konnte infolge der
schlechten Witterung nicht ein
geheimst werden.
December 1912
Den 15. wurde eine Geldsam-
lung in der Gemeinde abgehalten
um die Kosten der Kirchen-
renovierung zu decken. Ein
jeder gab sein Scherflein
gern und freudig. Es kamen
12.60 Kronen zusammen.
Den 22. war Winter Anfang.
Es herrscht beinahe Frühlings-
wetter.
In den Freudenglanz des
Weihnachtsfestes fiel heuer
für unser Vaterland ein
trüber Schatten und es schien
als ob Österreich - Ungarn mit
den Waffen ein Hand gegen
den Übermut Serbiens ein-
schreiten müsste.
Die Gefahr eines Krieges ist zwar
theilweise geschwunden trotzdem
sind die Wirkung dieser Krise
in zahlosen Familien fühlbar.
Viele Fabriken mußten den
Betrieb einstellen und unzählige
Hände sind zum feiern ge-
zwungen. 4 Armen - Corps
wurden mobilisiert und halten
die Grenzen besetzt, Möge doch
zur hl. Weihnachtszeit ein neu-
er Hoffnungsstern aufgehen
und die ganze Welt durchglü-
hen die Worte:
Friede den Menschen auf Erden!
Den 31. veranstaltete der
hiesige Gesangverein eine
Sylvesterfeier. Und ist nun
wieder ein Jahr zu Ende.
Wir reichen uns die Hand
und wünschen morgen ein-
ander wieder ein glückliches
Neujahr
Für Anno 1913
November 1912
Aller Heiligen kam ins
Land gezogen. Den 1. war es
sehr schön bis sich zu Mittag ein
kalter heftiger Sturmwind auf-
machte den 2. fror es sehr stark
den 3.schneite es heftig. Auch den
5.schneite es wieder.
" Martin kommt gern
am Schimmel geritten", sagt
das Sprichwort. Die Tag vor
Martini war wieder ein Schnee-
fall. Wenn es so fortmacht wer-
den die Rüben und Kartoffel
nicht alle heraus kommen.
Kukurutz ist noch in Menge
am Felde.
Den 20. war Gemeinde
Auschuß Wahl. In einigen
Wochen findet die Bürgermeister-
wahl statt.
Es herrscht schon seit einigen
Tagen sehr schönes Wetter. Ob-
wohl es in der Nacht gefriert so ist
es Tagsüber warm wie im Sommer.
Oktober 1912
Den 15. Oktober brach in
der Scheune des Johann Bauer
Nr. 1 Feuer aus, um 1/2 5 Uhr
Morgens welches auch das
Wohnhaus ergriff und in
einer halben Stunde alles
einäscherte.
Den 19. war das Kirchweih-
fest um 7. Uhr war die Früh-
messe, um 10 1/2 Uhr das Hochamt
gelesen von einem Pater
Franziskaner aus Brünn
welcher herkam um das neue
Altarbild zu weihen. Um 12
Uhrläuten war der Gottes-
dienst zu Ende. Anläßlich
der Kirchen Renovierung
die diese Woche beendet wurde.
Was der August nicht kocht
wird der September nicht
braten. lautet ein Sprichwort
welches aber heuer ein Mahn-
wort wurde. Es herscht eine
große Kälte den 5. und 6.
Oktober hat es so stark gefroren
daß der Teich mit einer Eis-
schicht bedeckt war. Zwetsch-
ken gab es in übergroßer
Menge jetzt sind alle gefroren
fallen ab und faulen.
Kukurutz war noch sehr grün
infolge der kalten Witter-
ung und ist jetzt aller notreif
kostet aber dennoch 14h. das Kilo.
Das Laub verwelkt, die Schwalbe flieht,
der Landmann pflügt, die Wildgans zieht.
Die Traube reift - der Kelter rinnt.
Der Apfel lacht - der Herbst beginnt.
September 1912
Seit 1. September muß jeder
Hund mit einer Marke ver-
sehen sein, auf welcher Haus
Nummer, Dorf und Bezirk ge-
schrieben steht.
Die Raiffeisen Cassa hat eine
automatische Waage aufstellen
lassen vor der Gemeinde Kanzlei.
Die hiesigen ausgedienten Sol-
daten wollen einen Krieger Ver-
ein gründen, die Matriken des-
selben sind schon eingeschickt.
Die Trauben haben dieses Jahr wie-
der fehlgeschlagen,die Weingär-
ten stehen ganz kahl da, auch
keine Traube ist zu sehen.
Dem vergangen Sommer starb
hier der Gemeinde Bettler Andreas
Winkler verlassen von Weib
und Kindern und aller Welt.
In seiner Jugend hat er zwei
Feldzüge mitgemacht. Es
thaten sich daher alte ausge-
diente Soldaten zusammen
und gaben Ihm das Geleite
in den Friedhof. Auch die Orts
Musik spielte umsonst. Drei
junge Reservisten gaben die
Ehrensalven ab. Am Rück-
marsch wurde ein flotter Marsch
gespielt vobei die große Trommel
an beiden 'Seiten durchgeschlagen
wurde.
Vom 12. - 15. September wurde
in Wien ein Eucharistischer Kongreß
abgehalten.
Es war dies eine große Glaubens-
kundgebung für das allerheiligste
Sakrament aus allen Ländern und
Weltteilen waren Leute zusam-
men gekommen. Es waren bei
300.000 Menschen zusammen.
Den 1. Sept. wurde der muthmaß-
liche Brandstifter Fabian Hotowey
zu 8 Monaten Kerker verurheilt
aus Mangel an Beweisen.
Den ganzen Monat Septem-
ber herscht schon eine Kälte wie
im Dezember. Es wird darüber
geschrieben: Daß der Polarstrom
große Eisberge in das offene
Meer hinausgeführt habe und
dadurch die Luft abgekühlt
worden sei. Im vergangenem
Sommer stieß das größte Schiff
der Welt *die Titanik* es machte
erst die erste Fahrt, mit einem
riesigen Eisberge zusammen
und in wenigen Minuten
was das kollosale Schiff mit
15.000 Menschen spurlos im
Meere versunken.
August 1912
Den 13. war in Nikols-
burg Rekruten Assentierung.
Da in Österreich die zweijährige
Dienst Zeit jetzt eingeführt wird
so war die Assentierung so spät.
Der August hat sehr kaltes Wet-
ter. In England hat es geschneit
so daß sich die Schnitter auf dem
Felde mit Schneeballen be-
warfen.
Den 19. August wurde mit
der Innenkirchen Reno-
vierung begonnen. Zu diesem
Zwecke wurde die Kirche ganz
ausgeräumt bis auf den
Hochaltar, Kanzel und Seiten-
altar.
Den 27. marschierten hier
einige Regimenter Militär
durch und zwar: das 1. 24.
und 25. Landwehr Infantrie
Regiment., ferner ein Regi-
ment Husaren und ein Regi-
ment Landwehr Haubitzen.
Juli 1912
Den 19. Juli wurde in Fri-
schau die hl. Firmung gespendet
vom Brünner Bischof Paul von
Huyn. Über 200 Kinder wur-
den auch von Leipertitz da-
selbst gefirmt. Es war Mitte
Erntezeit und sehr viel Arbeit
aber solche Herrn kümmert
das nichts.
Die Ernte war dieses Jahr sehr
gut und können wir Gott
danken dass wir alles so gut
bekommen haben, da es in
der ganzen Umgebung alles
verhagelt hat.
Paul Graf Huyn
Bischof von Brünn
1904 - 1916
Erzbischof von Prag
1916 - 1919
Tit. Patriarch von
Alexandrien
1921 -1946
gestorben 1. Okt 1946
in Bozen /Südtirol
Juni 1912
Die Sonne sticht- Die Rose blüht
Die Bohne wankt- Das Würmchen glüht
Die Ähre reift - Die Sense klingt
Die Garbe rauscht- Der Sommer winkt.
Am Frohnleichnamsfest abends
brach abermals ein Schadenfeuer
aus in der Scheune des Leopold
Geidusch. Das Feuer wurde mut-
maßlich von einem Brandstifter
angelegt. Sonntag den 16. erscholl
abermals Feuerlärm. Es brannte
im sogenannten Pfarrer Stadel.
Der Brand war noch rechtzeitig
entdeckt und gelöscht worden.
Hierbei wurde ein verkommenes
Subjekt aufgegriffen das den
Brand gelegt haben soll Namens
(Fabian Hotony.) Es wäre beinahne
gelyncht worden wenn nicht
einige Besonnene die Menge
abgehalten hätte. Er wurde
sofort dem Gerichte eingeliefert.
Den 23. war Sommer Lieder-
tafel. Das Fest Johannes des Täu-
fers fällt bekanntlich auf den 24.
Juni, wird aber von jetzt an all-
jährlich am 4. Sonntag nach Pfin-
gsten gefeiert. Bei der untgeren
großen Brücke wurde ein neu-
es eisernes Geländer angebracht.
Mai 1912
Den 12. machten die Schulkin-
der der 2 und 3 Classe in Beglei-
tung ihrer Lehrer einen Ausflug
auf die Pollauer Berge, die Ru-
inen Maidenstein und Rosen-
stein. Um 7 Uhr früh war ein
Hochamt darauf Abfahrt in 12
reichgekränzten Bauernwägen
um 9 Uhr abends kommen alle
wieder wohlbehalten zurück.
Den 13. brach in den Scheunen des
Johann Vogler und Ludwig Pum
Feuer aus. Da ein heftiger Sturm
wütete war Gefahr für das hal-
be Dorf. Da in den Scheunen
wenig Stroh mehr war so gelang
es den Brand zu lokalisieren.
Vom 18.-22. waren 2. hohe
Herrn Missionäre hier zur Amts-
hilfe im Beichtstuhl. Am Feste
Christi Himmelfahrt zog morgens
um 5 Uhr ein heftiges Gewitter
herauf wandte sich aber nord-
wärts und verhagelte die Gegend
von Mislitz bis Mähr. Kromau.
7. Wochen hat es schon nicht ge-
regnet. Freitag vor Pfingsten
fing es an zu regnen und reg-
nete 3 Tage lang.
Die Wallfahrt nach Maria 3 Eichen
wurde deswegen aber nicht un-
terlassen. Unter strömenden Regen
fand der Auszug statt. Überdies
hatten die Wallfahrer sehr viel
von der Kälte zu leiden.
April 1912
Seit 1. April ist in der Volks-
schule wieder nur an 3 Classen
Unterricht da viele Kinder aus-
geschult oder über Sommer frei
sind.
März 1912
Die Wiese grünt Der Vogel baut
der Kuckuck ruft Der Morgen thaut
Das Veilchen blüht Die Lerche singt
Der Obstbaum graugt Der Frühling winkt
Gefriert es auf 40. Matyrer
so gefriert es 40. Tage lang. Diese
alte Bauernregel hat sich heuer
in vollstem Maße bewährt.
Täglich gab es Morgens Eis, so
dass sich die Saatzeit bis Ende
April hinauszog. Den 21. hat
der Gesangverein, die Feuer-
wehr und Jagdgesellschaft,
Herrn Vinzenz Vogler zu seinen
73. Geburtstage ein Ständchen
dargebracht. Vinzenz Vogler
ist Obmann des Gesangvereins,
Kommandant der Feuerwehr,
Jagdpächter, Postmeister u.s.w.
Feber 1912
Den 1. Feber zog wieder ein
neuer Wirt am Gemeinde Gast
hause auf. (Johann Chmelicek aus
Dürnholz. ). Den 4. hielt der hie-
sige Gesang-Verein eine Lieder
tafel mit daranschließenden
Tanzkränzchen ab. Der Feber
war gegen Ende sehr regnerisch.
Anno Domini 1912
Jänner
Der Gesangverein wurde
wieder neu gegründet. Schon
vor 15 Jahren ins Leben geru-
fen war er in Mangel eines
Chormeisters eingegangen. Lehrer
Fiala nahm sich des Vereines
jetzt wieder an, und besteht
letzterer jetzt aus 45 Mitgliedern.
Obwohl der Jänner gelind anfing
fiel um den 15 eine solch große
Kälte ein das der Teich 30 cm
dick fror und Vögel todt aus
der Luft herabstürtzten.
Dezember 1911
Am 2. Dezember war ein kleines
Schulfest dessen Reinertrag armen
kriegsgestraften Kinder zuge-
wendet wird. Es herrscht gar keine
Kälte gefroren hat es gar noch nicht.
Es herrscht beinahe Frühlingswetter.
Die Luft ist manchen Tag lau-
warm so dass man die Frösche
schreien hört wie im Sommer.
Auf den Feldern wird geackert
Es sieht gar nicht aus als wenn
Winter wäre. Ob das wohl gut
sein wird. Den hl. Christtag hat
es geschneit, es waren daher
Weihnachten im Schnee ob
wohl Ostern im Klee sein
werden?
31.12. 1911
November 1911
Anfangs November wurde im
Gemeindeteiche gefischt.
Vinzenz Eschler stellte eine Schrott-
mühle auf mit Bezinbetrieb bekam
aber sogleich einen Konkurrenten
indem Engelbert Fischer ebenfalls
eine aufstellte. Man zahlt per Kilo
1. Heller.
October 1911
Den 1. October zog auf unser
Gemeinde Gasthaus ein neuer
Pächter auf. Johann Friedrich.
Es kam auch eine neue Lehrerin
und oft jetzt in der 4. Classe auch
Unterricht. Es herscht bei uns und
in der ganzen Gegend eine
grpße Mäuseplage. Alle Mit-
tel welche dagegen angewen-
det werden sind erfolglos. Die
diesjährige Weinernte fiel
sehr gering aus da die Stöcke
vom vorjährigen Hagel noch
sehr gelitten haben.
September 1911
Den 3. September feierte unsere
freiwillige Feuerwehr ihr 25 jähri-
ges Gründungsfest. Den Tag vor-
her war Abends 9Uhr Zapfenstreich
und Fakelzug. den 3. war um
5 Uhr Reveille um 8 feierliches
Hochamt von 10 - 2 Uhr. Empfang
der Gäste Feuerwehr und Vet-
eranen Vereinen. Dann fand die
Dekorierung der 25 jähr. Mitglie-
der statt mit der kaiserlichen
Medaile sowie die Dekorierung
des Komandanten Vinzenz
Vogler welcher 25 Jahre an der
Spitze der Wehr steht.
Hierbei hielten der Bezirks Ob-
mann Parvlik soewie Reichsraths-
abgeordneter Brunner und Landtagsabgeordeneter Zeisel
kurze Ansparache über die
Bedeutung und Feier des Tages.
Den Schluß bildete der Festzug
und Tanz Unterhaltung.
Den 8 und 9 wurde in Brünn
ein deutscher Kartholikentag ab-
gehalten der am 10. in Tasswitz
dem Geburtsorte des hl. Clemens
Maria Hofbauer seinen Schluß fand
Ende September fanden in Wien
große Teuerungs Demonstrationen statt.
Es musste Militär zu Hilfe
gezogen werden.
August 1911
Dieses Jahr hat es 70 Tage nicht geregnet das ist am 25. Mai bis 4. August. Da immer schönes Wetter war ging die Erntearbeit sehr vonstatten. den 16. Juli be-
gann die Ernte und den 10.August war die ganze Frucht von den Feldern eingebracht.
Sehr viel trug auch der Umstand dazu bei dass die Artiellerien in unserer Ge- gend feldmäßiges Schießen hatte
nun die Felder deswegen geräumt sein mußten.
Den 25. Juli ka- men 5 Artillerin Reg. und blie- ben 4 Wochen hier. Es wurden täglich 2-300 Kanonenschüsse abgegeben. In Leipertitz war das Reg. N.42 einquartiert.
Den 10. August kam ein Extra-
zug mit 800 Offizieren und dem
Erzherzog Salvator und fand eine
Brigade Übung statt. Obwohl gro-
ßer Schaden verursacht wurde, so
wurde doch alles soweit gut be-
zahlt. Mit der im April l. J.
geplanten Altarbild Renovation
wurde nichts. Da der Pfarrer den
hl. Georg in stehender, die Stifter-
rin das Bild aber in reitenter
Stellung haben wollte.
Der hl. Vater hat in einem De-
cret angeordnet das die Feierta-
ge Maria Lichtmeß, Maria Ver-
kündigung, Oster- und Pfingst-
montag, Frohnleichnam, Maria
Geburt, ferner die Feste der hl.
Landespatrone und das hl. Stef-
anus theils ganz entfallen theils
auf den nächstfolgenden Sonntag
gefeiert werden sollen.
Der hl.
Vater begründet diese Anordnung
dadurch dass der gesteigerte Han
delsverkehr durch die Häufung
der Feiertage Schaden erleide. Vie-
leicht wird es in anderen Ländern
eingeführt werden, bei uns in
Österreich bleibt es einstweilen
noch beim alten. Den 20 August
flog ein lenkbares Luftschiff über
uns in der Richtung von Wien nach Brünn und abends wieder
retour.
Die Feldfrüchte haben heuer einen
enormen Preis. Es kostet z.B.
100 Kilo Weitzen 24 K
" " Gerste 21 "
" " Linsen 60 "
" " Kukerutz 24 "
Dem entsprechend sind auch die
Lebensmittelpreise und andere
Waren enorm hoch. So sind die
Zigarren gestiegen.
Virginiar und
Inländer von 10 auf 12 Heller
per Stück. Zucker von 88 Heller
auf 1 Krone das Kilo. Petrolium
nun 8 Heller der Liter. Brantwein
nun 16 Heller.
Juli 1911
Den 16. Juli brannte der un-
tere Trakt des Hauses Nr 59 (Engel-
bert Brunner gehörig) ab. Hierbei holte sich unsere freiwillige Feuerwehr
ihre Lorbeeren, indem sie ganz
alte Schläuche zum löschen be-
nutzten damit die neuen nicht nass wurden. Erst als sie sich als nutzlos erwiesen wuden
die neuen genommen.
Es ist dies die erste Feuerbrunst seit 3 Jahren.
Juni 1911
Den 4. war das Pfingstfest.
es ging deshalb eine Prozession nach Maria 3 Eichen. Seit dem Jahr 1904 findet der Einzug mit einer Muttergottes Statur darstellend die Himmelskönigin statt.
Maria 3 Eichen ist ein Wahlfahrtsort
in Niederösterreich und hat seinen Na-men von einer großen erhabenen
hier gestanden Eiche welche von
der Wurzel aus in 3 Stämmen ge-
theilt war. Über den Ursprung er-
zählen die vorhandenen Urkunden.
Um das Jahr 1656 lebte ein
gottesfürchtiger Mann Mathias
Weinberger. In seiner Wohnstube
befand sich nun ein aus Wachs ge-
formtes Narienbild vor welchen er
täglich seine Andacht verrichtete. Als er erkrankte und diese Krank-
heit mehrere Jahre dauerte träum-
te ihn einmal er solle das Bild am
Molderberge auf abgeernter Eiche
aufstellen.
Er that es und wurde
gesund. Es wurde dann eine hölz-
erne Kapelle aufgestellt und als
dieselbe die Zahl der bei Maria Trost und Hilfe Suchenden nicht mehr fassen konnte im Jahre 1730 die jetzige große ehrfurcht- gebietente Kirche gebaut, 1744 vergrößert
1752 durch Paul Troger die vier
Kuppel gemalt und von 1815 -
1819 die Thürme vollendet. Die
Vorderseite der Kirche mißt
12 Klafter in der breite die Höhe
der Thürme 27 Klafter. Die innere
Länge der Kirche ist 25, ihr größte
Breite 13. und ihre Höhe bis zum
Gewölbe 10 Klafter. Nebst dem schönen Hochaltar zieren die Kirche noch
6 Seitenaltäre eine schwarz ma-
morierte Kanzel und Orgel mit
einer Kunstuhr. Dieses ganze Kir-
chengebäude sowohl wie die in-
nnere Einrichtung derselben sind
auffallende Zeugen der religi-
ösen Denkungsart edler Wohlthä-
ter die ihren Eifer für die Ehre
Gottes und Verherrlichung Marias
bis zur Gegenwart an den Tag leg-
ten.
Den 10. Juni wurde auf der Schule
ein Blitzableiter aufgestellt.
Den 13. Juni waren die Reichsrats-
wahlen. Der Christlichsoziale Kandidat hatte 114. Stimmen, der
deutsche 151, der
Sozialdemokrat 2. Kandidiert hat-
te Franz Heinzelmeier Sekretär aus Wien christlichsozial, Johann Brunner aus Höflein deutscher Agrarier, Dr. Ille, Werkmeister in
Brünn Demokrat. Gewählt
wurde Johann Brunner mit mehr als zwei Drittel Stimmen (6000) im
ganzen Wahlbezirk. Dieser umfasst die Gerichtsbezirke Nikolsburg-
Joslowitz, Lundenburg und Gödong.
Eine Stichwahl fand nicht statt. Im
neuen Reichsrate verlor die
christlichsoziale Partei 20 Mandate
Die Demokraten gewannen 2 Man-
date und auch die deutsche Partei verstärkte sich sehr.
Mai 1911
Vom 21. bis 26. war Missions-
Renovation. Den Schluß bildete
eine feierliche Prozession mit den
allerh. durch die Gassen des Ortes.
Am 28. Mai gegen Abends war
ein sehr heftiges Gewitter mit
Hagel. Der Regen floß in Strö-
men so dass der Bach das Wasser
nicht alles fassen konnte und das
Wasser 1 Meter hoch in den Gär-
ten stand. Das Resultat der Volks-
zählung in Österreich-Ungarn ist
schon bekannt. Es sind über 52 Milionen Einwohner.
April 1911
Während der Fastenzeit 1911 wurde
das Altarbild am Hochaltar renoviert.
Das Bild wurde zu dem Zweck nach Wien geschickt. Den 1.April sah man
schon die ersten Schwalben. Den
16. war das hl. Osterfest. Der Got-
tesdienst war sehr feierlich und er-
hebend. Ebenso die Auferstehungs-
feier. Denn unsere Kirchenmusik
steht in der ganzen Umgebung ein-
zig da. Sie besteht aus 25 tüchtigen
Musikern. Den 10. April wurde
von Sr. Majestät dem Kaiser der
Reichsrat und Landtag aufge-
löst und finden die Neuwahl-
en den 13. und Stichwahlen den
20. Juni statt.
März 1911
Es kam wieder ein Fall von
Gennickstarre vor.
Der Schmiedemei-
ster Jakob Sethaler war erkrankt
und nach einigen Tagen gestorben.
Der Arzt Simon Bittmann aus Grus-
bach stellte Genickstarre fest.Der Ver-
storbene wurde sogleich in den Fried-
hof überführt, dort vom Landesarzt
sekiert und gleich begraben es soll-
ten nicht einmal die Angehörigen
zum Begräbnis zugelassen wer-
den. Die Bevölkerung wird aber
unnütz aufgeregt da es nicht Genick-
starre war und Dr. Bittmann bei jedem Leiden gleich Genickstarre
feststellt. Den 1. März kam wie-
der ein neuer Lehrer hieher na-
mens Franz Fiala, an Stelle des
Josef Wech der nach Bergen versetzt
wurde. Anfang März war sehr
schönes Wetter, den 6. wurde
angefangen zum Säen. Den
14. änderte sich das Wetter. Es reg-
nete und schneite und herschte star-
kes Frostwetter. Der Esparsettklee
ist über Winter ganz ausgefroren
und von der vorjährigen Masse ab-
gefault. Da heuer überhaupt sehr we-
nig Futter ist, so ist das ein empfindli-
cher Verlust da kein frühes Grünfutter
zu erwarten ist. Den 15. war ein gro-
ßer Nebel.Es heißt das derselbe in 100
Tagen als Gewitter kommt. Er käme
hiermit am 23. Juni. Den letzten März
war ein heftiges Gewitter. Hat den
ganzen Tag und auch des Nachts heftig
gedonnert und geregnet.
Februar 1911
Den 10. waren von der Grus-
bacher Zuckerfabrik die Herren hier
zur Rüben Kontrahierung. Die Rü-
benbauer vereinten sich alle und muß-
te die Fabrik auf ihre Forderungen
eingehen. Für den Zentner Rüben
wird daher 2 K. 10 h. bezahlt. 40%
Schnitte und Gelddarlehen für ein
Jahr unverzinslich. Bis zum 20.
Feb. kam dieses Jahr kein Sterbefall
vor. In China ist die sogenannte
Lungen-Pest ausgebrochen von der
es keine Heilung gibt. Für uns ist
zwar keine unmittelbare Gefahr es
wurden aber an den Grenzen aller-
Hand Maßregeln ergriffen gegen
die Einschlepung der Seuche.
Jänner 1911
Diesen Monat fand in der ganzen
Monarchie eine Volkszählung statt. Das
Gesamtresultat wird man aber erst
erfahren wenn wir das Jahr... 1912
schreiben. Nur von einzelnen Städten
und Dörfern weiß man schon das Er-
gebniß. So hat Wien 3 Mill. 300.000
Einwohner. Leipertitz hat 12.87 al-
so nun 2 Einwohner mehr als bei der
vorigen Volkszählung. Eine solche fin-
det alle 10 Jahre statt, und zwar in
den Jahren welche mit 1. anfangen.
z.B. 1901. 1911. 1921 u.s.w. Im
Jänner hat es sehr gefroren, so dass
den ganzen Monat am Teiche ge-
eisent wurde. Es wurde wie alljähr-
lich viel Eis nach Mißlitz und andere
Orte geführt die Fuhr zu 5 Kronen.
Fahren konnte jeder der wollte. Zu
Anfang des Jahres organisierten sich
die Schmiedemeister in unserem
Dorfe sowie ganzen Bezirk und
schafften sich zugleich einen höheren
Preistarif ein. So bekamen sie frü-
her für ein Hufeisen beschlagen
20 Heller jetzt 1 Krone, für Pflug-
eisen dengeln früher 10 jetzt 30 Hel-
ler. So ist es auch mit den anderen
Artikeln. Es wird aber auf die
Dauer nicht gehen und wird ein Mit-
telweg eingeschlagen werden müssen.
1911
Im Anfange fragen wir dich was
wirst du uns bringen?
Ich bringe Frieden.
Wozu dann die Millionen von
Bajonetten und Feuerschlünden.
Die Antwort kann uns nicht leicht
jemand geben. Und so wollen wir
das neue Jahr beginnen in der Hoff
nung und mit dem Wunsche, dass
es wie es in Frieden gekommen
wieder in Frieden scheiden uns
aber den Gebrauch der vielen Rü-
stungen und Waffen nicht nötig
mache, sondern mehr glückliche
Tage hinterlassen möge als das
vergangene Jahr.
Zum Jahresabschluss 1910
So ist nun wieder ein Jahr hinter der
endlosen Mauer der Ewigkeit verschwun
den und keine einzige Stunde davon
kehrt mehr zurück. Und so fragen wir
uns denn unwillkürlich haben wir die
Zeit auch gut genutzt. Traurig für den-
jenigen der sich nun fragen muss, denn
viele sind dieses Jahr aus unserer Mitte
geschieden welche zu Anfang desselben
noch gesund und guter Dinge waren.
Und vielleicht gehören wir das folgen-
de Jahr auf zu jammern. Benutzen wir
deshalb die kurze Zeit die wir vielleicht
noch haben damit wir vorbereitet sind wenn das Verhängniß sich uns naht.
1910
Dezember 1910
Der Schnee ist wieder weggeschmolzen.
Die Witterung ist beinahe warm. Diesen
Monat ist nichts besonderes vorgefallen und
endet mit dem 31 ein Jahr daß uns noch
lange im Gedächtniß bleiben wird in-
folge der vielen Unglücksfällen die
uns betroffen haben.
November 1910
Anfang d. M. wurde wie alljährlich im Ge-
meinde Teiche gefischt. Diesen Monat war
ich 3 Wochen in Brüx zu Besuch, es unterblie-
ben daher die Aufzeichnungen während der
Zeit. Den 25 kehrte ich zurück. Diesen Tag
hat es heftig geschneit.
Oktober 1910
Dieser Monat fängt sehr schön an, da es
schon höchste Zeit zum Anbau ist so wird die
schöne Witterung benützt da man nicht weiß
ob das Wetter nicht umschlägt. Diesen Mo-
nat sollte die Weinlese stattfinden aber
in den ganzen Weinbergen war keine
einzige Traube zusehen. In der gan-
zen Gemeinde wurde kein 1/4 Liter Wein
gepresst. Der Hagel hatte alles vernichtet.
Wir haben daher dieses Jahr die Hälfte bis
3/4 Steuernachlaß.Deshalb wurde das Kirch-
weihfest, den 16. in aller Stille gefeiert.
Auch kein Nachkirchweihfest fand statt.
September 1910
Diesen Monat ist wieder Schulbeginn.
Das bedeutet einen wichtigen Schritt im
Leben des Kindes denn seine künftigen
Lebensschicksale hängen davon ab wie
es seine Schulzeit benützt hat. An Stel-
le des Unterlehrers Stefan Heger kam ein
neuer. (Josef Wech.) Die letzten Tage im
August und bis Mitte September regnet
es schon in einemfort. Es ist zu befürch-
ten dass die Felder nicht bebaut werden
können denn die tiefgelegenen Gründe
sehen aus wie ein See. Auch kommen
viele Nachrichten von Hochwasser Un-
glücken in den Gebirgen denn so-
viel Regen als dieses Jahr hatten wir
schon einige Jahre zusammen nicht.
Die zweite Hälfte Juli und erste Hälfte
August fiel kein Tropfen Regen so dass
die Erde Risse bekam und man nicht
ackern konnte und jetzt soviel Regen.
Es ist eine außergewöhnliche Witterung
dieses Jahr man schreibt dieses dem Ko-
meten zu da Kometenjahre überhaupt
sehr nass sind. Diesen Monat sollte
an der Grusbacher Straße beim Pau-
lowitzer Bründl an Stelle des alten
Holzbrücke eine neue eiserne gebaut
werden. Es unterbleibt aber bis näch-
stes Frühjahr. Es werden dazu 9 u. 12
Zentner schwere Traversen verwendet.
Die Brücke wird von der Straßenver-
waltung hergestgellt. Wir schreiben jetzt
die zweite Hälfte September und haben
noch nichts angebaut und ist auch keine
Hoffnung dazu vorhanden.
August 1910
Anfang dieses Monats war Ernteschluß
Siefiel sehr gering aus gegen andere
Jahre. Auf einen Metzten Aker (533
Quadrat Klafter) wuchsen nur 4-5 Met-
zen Weizen wogegen in früheren Jahren
8-9 wuchsen. Die Frucht kostet dazu nichts
Da alles minderwertig in der Qualität
ist. Es ist daher ein Mißjahr sonderglei-
chen. Den 18. August feierte unser Kai-
ser Franz Josef I. seinen 80 Geburtstag,
welcher Sonntags darauf in der Kirche
Hochamt und feierlichen Tedeum began-
gen wurde. Vor über 100 Jahren war
Leipertitz jahrelang von Feuersgefahr ver-
schont geblieben. Dann brach täglich Feuer
aus, so dass die Bewohner des Nachts nim-
mer sicher in iren Betten schlafen
konnten. In dieser Zeit machte die
Gemeinde das Gelöbniß alljährlich am
23. August eine Wahlfahrt nach Lechwitz
zu machen. Gott wendete nun das
Übel ab und das Gelübde wird bis auf
den heutigen Tag noch gehalten. Diesen
Monat wurde mit der äußeren Kir-
chen Renovierung begonnen von Bau-
meister Soche aus Nikolsburg. Die Ko-
sten betragen 12.00 Kronen. Der hohe
Herr Bischof Dr. Paul Huyn hat in un-
serer Diözese (Brünn) angeordnet, dass das
ganze Jahr hindurch jeden Tag in einer
ander Pfarrkirche seiner Diözese feierliche
Abbitte vor dem allerhl. Sakramente ge-
leistet werde. Bei uns war der 26. Au-
gust. Dieser Tag der nur alle Jahr ein-
mal auf dieselbe Gemeinde fällt. Vor-
mittags war ein levitiertes Hochamt. Den
Schluß bildete abends ein Tedeum und feierli-
chen Segen. Den 22. ging abends um 7
Uhr ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag
nieder welches aber unsere Gemeinde
nur theilweise schädigte auch nicht so hef-
tig war wie den 18. Juli. Es ist dieses
Jahr das dritte Hagelwetter. Es maschieren
täglich Soldaten durch zu den Kaiser-Manö-
vern in Ungarn. Sie unterblieben aus
Anlaß des 80. jähr. Geburtsfestes des Kaisers.
In Wien brach die Colera aus. Es starben
zwar einige Personen aber Dank der heu-
tigen Fortschritte der Wissenschaft brach
die Seuche bei uns nicht aus, obwohl sie
in Galizien und Rußland sehr stark
wüthet.
Juli 1910
Den 18. Juli nachmittas um 6 Uhr ging
ein fürchterliches Hagelwetter über unsere
Gemeinde nieder. Es war fürchterlich und
der Schaden sehr groß so dass sich alte Leute
an dergleichen nicht erinnern können. Die
Feldfrüchte wurden in Grund und Boden
geschlagen, hunderte von Bäumen aus-
gerissen. Obst und Weingärten todal
vernichtet. Was von den vielen früheren
Regengüssen noch übrig war vernichtete
der Hagel jetzt. Ich lief vor dem Gewitter
in die Scheune. Da brach auch schon ein
orkanartiger Sturm los. Beide Scheuer-
thore wurden aufgerissen und es war
unmöglich sie wieder zuzumachen da das
Wasser hindurch rann. Dazu prasselten
Ziegelstücke vermischt mit Hagel auf den
Kopf herab. Das Wasser floß in Strömen
dazu trat ein Ereigniß ein, man bekam
kaum Luft zum Athem schöpfen. Man
glaubte der jüngste Tag sei angebrochen.
Im freien Felde war es noch viel ärger. Ich
hatte Ähnliches noch nicht erlebt und wünsche
es mir auch nicht mehr. Nach einer bangen
1/2 Stunde verzog sich das Gewitter aber wie
sah es jetzt in Garten und Feld aus. Alles war
vom Hagel vernichtet. Die Thiere wurden
scheu und liefen davon. Auf den Straßen
und Wegen lagen die Wägen vom Sturm
umgeworfen. Zum Glück aber war kein
Menschenleben zu beklagen.
Juni 1910
Der Juni fing wieder mit Regen an.
Das Heu verdarb todal infolge der vielen
Regengüsse. Vom 25.-28. waren Truppen
von k.k. Telegrafregimente hier die mit
drahtloser Telegrafie und Scheinwerfern
agierten aber keine namhaften Er-
folge erzielten infolge des vielen
Regens. Bei schöner Witterung künnen
sie sich auf 80 - 100 Kilometer verständigen.
Mai 1910
Vom 1. bis 10. Mai wurde hier eine
Volksmission abgehalten. Sie war sehr
stark gesucht was von der noch christlichen
Gesinnung unserer Gemeinde ein gutes
Zeugniß ablegt. Die letzt Mission war
im Jahre 1890. Die Nacht vom 18 auf d. 19.
sollte etwas Außergewöhnliches und
fürchterliches bringen, den Weltunter-
gang oder durch eine kleine Erschütterung
derselben durch den Kometen. Man sah
aber nichts. Einige Hitzköpfe behaupteten
zwar der Komet habe beim Sonnenauf-
gang mit letzterer gerauft was aber
ein großer Unsinn ist dass man es glaubt
ebenfalls das andere das manche erzählen
das nämlich die Sonne am Ostermorgen
ruckweise emporgesteigt. Sehen werden
wir den Kometen jedenfalls nicht mehr
da er nur alle 86 Jahre erscheint. Was
die Witterung anbelangt so war der Mai
größtenteils regnerisch.
April 1910
Den 4. wurde das Fest Maria Verkündi-
gung gefeiert. Ende des Monats wurde
das Haus No. 109. Eigentum des Bernh. Redlich
niedergerissen und an Stelle ein neues
stockhohes ausgeführt von Franz Döckerlein
Misslitz. Es kostete 10.000 Kronen und ist
nächst der Schule das zweite stockhohe Haus.
Das Schulhaus wrude erbaut im Jahre
1885 von Baumeiser Reischl in Nikols-
burg und kostete 40.000 Kronen.
März 1910
Dieses Jahr zeigt sich für Feldfrüchte sehr
günstig, denn 1. März wurde schon Gerste
und Linsen gesäät, denn 10. aber fror es
sehr stark. Sogar der Teich war zugefroren.
Diese Tage ereignete sich ein tragischer Un-
glücksfall. Die Ausgedingerin Marie
Kölbl und ihre Enkelin Albine wurden
des Morgens erstickt und verbrannt auf-
gefunden. Es war Zimmerfeuer ausgebrochen.
War Unvorsichtigkeit daran schuld oder lag
ein Verbrechen vor? Der Fall blieb un-
aufgeklärt.
Das Osterfest fällt dieses Jahr auf den 27.
März, das Fest Maria Verkündigung (25.)
auf den Garfreitag (Karfreitag), wird deshalb erst nach
Ostern gefeiert.
Februar 1910
Es kamen hier einige Krankheitsfälle vor
welche Ähnlichkeit mit Genickstarre hatten.
Es ist das eine sehr ansteckende Krankheit die
meist tödlichen Ausgang nimmt. Einige
Personen sind auch gestorben. Es wurden so-
gleich alle Faschings Unterhaltungen vom
Bezirksartzte eingestellt, dann aber wieder
erlaubt da eine Komission feststellte das es
sich nicht um epidemische Genickstarre handelte.
Die Bevölkerung war sehr aufgeregt doch
brach die Seuche Gott sei Dank hier nicht aus.
Diesen Monat sind 18 Sterbefälle vorgekom-
men was sehr auffallend ist und hauptsäch-
lich der ungesunden Witterung zuzuschreiben ist.
1910
Jänner
In diesem Monat sah man gegen Westen
alle Abend einen Stern mit langem
glänzendem Schweif einen Kometen.
Es war aber nicht der Haleyischer nach
dem Enddecker so benannt der im Mai
laufenden Jahres erscheinen sollte. Es
wird in Zeitungen geschrieben dass wenn
der Schweif des Kometen die Erdatmos-
phäre berührt eine Katastrophe entste-
hen wird, das soll in der Nacht vom
18. auf den 19. Mai sein. Mann ist
sehr gespannt was diese Nacht bringen
wird. Anfangs Jänner starb hier der
pensionierte Militärarzt Fridolin
Müller. Er ordinierte nur hier da er
größeren Anstrengungen krankheits-
halber nicht gewachsen war. Da Lei-
pertitz keine eigene Ärztestelle hat
so wurden wir nach Grusbach zugeteilt.
Auf Grund der Kriegsteilnahme (1914 - 1918) des Jakob Anger enden die monatlichen Aufzeichnungen " Vor 100 Jahren" im Dezember 1913.
Die Aufzeichnungen von Dezember 1911 (vom Ende der Seite aufsteigend) bis Dezember 1913 enden hier.
Dezember 1913
Den 8. war der Schluß des
Constantinischen Jubiläums.
Im Jahre 313 nach Christi Geb.
also vor 16 hundert Jahren gab
der erste christlich Kaiser Con-
stantin der Große das Mai-
länder Edikt heraus worin
die Katholiken Glaubens-
freiheit zugesichert wurde.
Bei uns war den Tag vorher
Fakelzug und am 8. am Feste
Maria Empfängnis Kirch.......
sämtlicher Vereine.
Den 9. hat es das erstemal
geschneit.
Der Dezember war sehr
gelind und ohne Schnee.
November 1913
Im Monat November hersch-
te größtenteils schönes Herbstwet-
ter.
Oktober 1913
Es war ein großes mörder-
risches Ringen vor hundert Jahren
in der Völkerschlacht bei Leipzig
wo endlich der stolze Korse Na-
poleon unterlag. Eine Völker-
schlacht was es im wahrsten
Sinne des Wortes, denn es waren
dabei: Österreicher, Preußen,
Russen, Baiern Sachsen, Un-
garer, Engländer, Schweden
und Franzosen. Aus diesem
Anlass wurden am 19. Okt-
ber, am Jahrestage der Schlacht
zahlreiche Feste abgehalten.
Bei uns war den Tag vorher
abends Fakelzug, den anderen
Tag, es war Kirchweihsonntag
war ein Dankgottesdienst, am
dem alle Vereine teilnahmen.
Bei Leipzig selbst wurde das
Völkerschlacht-Denkmal
das größte Denkmal der Welt
feierlich eingeweiht.
September 1913
Den 7. September ging
von hier eine Prozession
nach Maria Zell. Es ist dies
die erste von Leipertitz.
Führer waren Stefan
Vogler und josef Nautscher.
Die Wallfahrt dauerte 4. Tage
und waren 32 Pilger.
August 1913
Den 18. August wurde
das Kaiserfest gefeiert. Den
Tag vorher war Fackelzug
wobei es heftig regnete.
Der Krieger Verein ist
dabei das erstemal unifor-
miert ausgerückt.
Juli 1913
Ein Deutscher Turnverein
wurde gegründet und zählt
derselbe 55 Mitglieder.
Den 15. war ein großes
Gewitter gegen Abend. 4. Stun-
den regnete es ununterbrochen
in Strömen. Übrigens reg-
net es alle Tage dass das
bischen Feldfrüchte das heuer
ohnehin nur ist noch ganz
verdorben wird.
Gegenwärtig wüthet im
Orient der zweite Balkan
krieg. Die Verbündeten
Serben, Griechen Montene-
gro und Bulgaren die gegen
die Türken im vergangenen
Winter kämpften, führen
jetzt einen fruchtbaren Krieg
untereinander wegen der
erungenen Kriegsbeute.
Juni 1913
Den 8. und 15. fanden
die Landtagswahlen statt.
Gewählt wurde in unserem
Wahlbezirk Cirill Zeisel aus
Damitz und Josef Luksch aus
Lodenitz beide gehören der
Deutschfreiheitlichen Partei an .
Infolge der großen Dürre
ist heuer ein sehr schlechtes Jahr
zu erwarten.
Die letzten 14. Tage des
Juni waren hingegen so kalt
das der Kukurutz theilweise
erfroren ist.
Mai 1913
In diesem Monat war die
Kriegs Gefahr wieder eine
sehr ernste geworden. Österreich
wollte aber den Krieg erklären
und eigenmächtig vorgehen
aber da räumte der König Nikita
von Montenegro schnell noch das
Feld. Jetzt besetzen Österreich
Truppen Albanien.
Die Pfingstwoche waren
2 Redemptoristen Paters hier
zur Aushilfe im Beichtstuhl.
Die Wallfahrt fand wie
alljährlich am Pfingstfeste nach
Drei Eichen statt.
Vinzenz Vogler junior
schaffte in unsere Kirche einen
großen vergoldeten Lüster
mit 18 Kerzen und ein neues
Messkleid.
Den 21. machten die
Schulkinder der 3 Classe einen
Ausflug nach Brünn und
auf den Spielberg.
April 1913
Der April begann mit Schnee
und großer Kälte so das die
Weintrauben ganz, Feldfrüchte
und Obst theilweise erfroren
sind.
Dem 16. April starb unser
Feuerwehr Kommandant
Vinzenz Vogler im 74. Le-
bensjahre. Er war ferner Post-
meister, Ehrenobmann des
Gesangsvereins. Kaufmann
und Realitätenbesitzer, Jagd-
pächter u. f. m. Das Leichen-
begräbnis war großartig.
Es wurden die Feuerwehren
eingeladen aus den Bezirken
Nikolsburg, Pohrlitz, Mähr.
Kromau und Joslowitz. Nach
den Leichenfeierlichkeiten wurde
in das Gasthaus gezogen wo jeder
umsonst essen und trinken konnte.
März 1913
Den ganzen Monat herschte
Frühlingswetter so daß zu
Josefi schon alles angebaut war.
Josefi ist am 19. März
Die Feldfrüchte sind sehr schön.
Diesen Monat wurde der
Turn-Verein gegründet.
Auch zur Feuerwehr sind
10 neue Mitglieder beigetreten,
sind zusammen jetzt 35 Mann.
Den 10. bin ich dem Verein beigetreten.
Jakob Anger
Februar 1913
Den 2. war das Fest Maria
Lichtmeß. Gleichzeitig war auch
der Fasching Sonntag. Montag
darauf Blasius Mittwoch, Ascher-
mittwoch.
So frühe Ostern waren
noch nie und werden erst
wieder im Jahr 2023 sein
Das Osterfest fällt vom
23. März. 24. Ostermontag, den
25. haben wir das Fest
Maria Verkündigung
Dieses Jahr ist es über-
haupt mit den Festtagen
so bestellt. Den 27. April das
Georgifest, den 28. 29. und
30. die Bitttage und den
1. Mai das Fest Christi Him-
melfahrt.
Pfingsten fallen auf
den 11. und 12. Mai. Frohn-
leichnamsfest den 22. Mai.
Es gibt daher dieses Jahr
28 Sonntage nach Pfingsten.
Jänner 1913
Den 2. war die Bürger-
meisterwahl, gewählt wurde
wieder Engelbert Bauer.
Den 12. wurde hier der
deutsche Schulverein gegrün-
det welcher den Zweck hat in
den deutsch - böhmischen
Dörfern deutsche Schulen zu-
gründen.
Den 12. abends veranstal-
tete die hiesige Feuerwehr
einen Ball im Saale des
Gemeindehauses.
Den 19. war der Sonntag
Septuagesimä.Gleichzeitig
fiel auch das Namen Jesu-
fest. Danach ist die Faschings-
zeit sehr kurz dieses Jahr.
Seit 1. Jänner ist der Zinsfuß
erhöht, so dass für Darlehen
8% Zinsen genommen werden
können. Früher waren nur 6%
der Geldwucher beginnt wieder.