Jakob Anger
Jakob Anger

Nach 100 Jahren sind die dörflichen und regionalen Geschehnisse, die in den Aufzeichnungen des Jakob Anger nieder geschrieben sind, für uns eine interessante Quelle aus Alt-Leipertitz.

 

Die Notizen und Begebenheiten werden wir in monatlicher Abfolge veröffentlichen.

 

Auf 120 Seiten hat er Ereignisse aus der Zeit von 1910 bis 1931 schriftlich und mit kleinen Zeichnungen festgehalten.

 

 

Zeichnung von Jakob Anger, Kirche, Schule, Pfarrei
Zeichnung von Jakob Anger, Kirche, Schule, Pfarrei
Nikolsburg Heiliger Berg, Gruftskirche und Pestsäule
Nikolsburg Heiliger Berg, Gruftskirche und Pestsäule

Wir werden die monatlichen Aufzeichnungen  veröffentlichen (den Monaten entsprechend), da es sich auch hier um interessante Begebenheiten im alten Leipertitz handelt. 2016 wird das Jahr 1912 veröffentlicht

  Rückblick auf das Jahr 1912

 

Es war ein sehr kühles Jahr.

Der Winter war sehr kalt.

Der Frühling brachte noch viel Eis

der Sommer brachte viel Gewitter

der Herbst begann sehr früh war

größtenteils naß und kalt

   Das Jahr war durchschnittlich

sehr fruchtbar nur die Hackfrüchte

sowie Mais konnte infolge der

schlechten Witterung nicht ein

geheimst werden.

December                 1912

 

 

 Den 15. wurde eine Geldsam-

lung in der Gemeinde abgehalten

um die Kosten der Kirchen-

renovierung zu decken. Ein

jeder gab sein Scherflein

gern und freudig. Es kamen

12.60 Kronen zusammen.

 

 Den 22. war Winter Anfang.

Es herrscht beinahe Frühlings-

wetter.

  In den Freudenglanz des

Weihnachtsfestes fiel heuer

für unser Vaterland ein

trüber Schatten und es schien

als ob Österreich - Ungarn mit

den Waffen ein Hand gegen

den Übermut Serbiens ein-

schreiten müsste.

 

 

 Die Gefahr eines Krieges ist zwar

theilweise geschwunden trotzdem

sind die Wirkung dieser Krise

in zahlosen Familien fühlbar.

Viele Fabriken mußten den

Betrieb einstellen und unzählige

Hände sind zum feiern ge-

zwungen. 4 Armen - Corps

wurden mobilisiert und halten

die Grenzen besetzt, Möge doch

zur hl. Weihnachtszeit ein neu-

er Hoffnungsstern aufgehen

und die ganze Welt durchglü-

hen die Worte:

Friede den Menschen auf Erden!

 

 Den 31. veranstaltete der

hiesige Gesangverein eine

Sylvesterfeier. Und ist nun

wieder ein Jahr zu Ende.

 

Wir reichen uns die Hand

und wünschen morgen ein-

ander wieder ein glückliches

 

          Neujahr

 

         Für Anno 1913

November    1912

 

 Aller Heiligen kam ins

Land gezogen. Den 1. war es

sehr schön bis sich zu Mittag ein

kalter heftiger Sturmwind auf-

machte  den 2. fror es sehr stark

den 3.schneite es heftig. Auch den

5.schneite es wieder.

  " Martin kommt gern

am Schimmel geritten", sagt

das Sprichwort. Die Tag vor

Martini war wieder ein Schnee-

fall. Wenn es so fortmacht wer-

den die Rüben und Kartoffel

nicht alle heraus kommen.

Kukurutz ist noch in Menge

am Felde.

 

 Den 20. war Gemeinde

Auschuß Wahl. In einigen

Wochen findet die Bürgermeister-

wahl statt.

 Es herrscht schon seit einigen

Tagen sehr schönes Wetter. Ob-

wohl es in der Nacht gefriert so ist

es Tagsüber warm wie im Sommer.

 

 

Oktober 1912

Den 15. Oktober brach in

der Scheune des Johann Bauer

Nr. 1 Feuer aus, um 1/2 5 Uhr

Morgens welches auch das

Wohnhaus ergriff und in

einer halben Stunde alles

einäscherte.

  

Den 19. war das Kirchweih-

fest um 7. Uhr war die Früh-

messe, um 10 1/2 Uhr das Hochamt

gelesen von einem Pater

Franziskaner aus Brünn

welcher herkam um das neue

Altarbild zu weihen. Um 12

Uhrläuten war der Gottes-

dienst zu Ende. Anläßlich

der Kirchen Renovierung

die diese Woche beendet wurde.

 Was der August nicht kocht

wird der September nicht

braten. lautet ein Sprichwort

welches aber heuer ein Mahn-

wort wurde. Es herscht eine

große Kälte den 5. und 6.

Oktober hat es so stark gefroren

daß der Teich mit einer Eis-

schicht bedeckt war. Zwetsch-

ken gab es in übergroßer

Menge jetzt sind alle gefroren

fallen ab und faulen.

Kukurutz war noch sehr grün

infolge der kalten Witter-

ung und ist jetzt aller notreif

kostet aber dennoch 14h. das Kilo.

Das Laub verwelkt, die Schwalbe flieht,

der Landmann pflügt, die Wildgans zieht.

Die Traube reift - der Kelter rinnt.

Der Apfel lacht - der Herbst beginnt.

 

            September   1912

 Seit 1. September muß jeder

Hund mit einer Marke ver-

sehen sein, auf welcher Haus

Nummer, Dorf und Bezirk ge-

schrieben steht.

Die Raiffeisen Cassa hat eine

automatische Waage aufstellen

lassen vor der Gemeinde Kanzlei.

 

Die hiesigen ausgedienten Sol-

daten wollen einen Krieger Ver-

ein gründen, die Matriken des-

selben sind schon eingeschickt.

Die Trauben haben dieses Jahr wie-

der fehlgeschlagen,die Weingär-

ten stehen ganz kahl da, auch

keine Traube ist zu sehen. 

Dem vergangen Sommer starb

hier der Gemeinde Bettler Andreas

Winkler verlassen von Weib

und Kindern und aller Welt.

In seiner Jugend hat er zwei

Feldzüge mitgemacht. Es

thaten sich daher alte ausge-

diente Soldaten zusammen

und gaben Ihm das Geleite

in den Friedhof. Auch die Orts

Musik spielte umsonst. Drei

junge Reservisten gaben die

Ehrensalven ab. Am Rück-

marsch wurde ein flotter Marsch

gespielt vobei die große Trommel

an beiden 'Seiten durchgeschlagen

wurde.

Vom 12. - 15. September wurde

in Wien ein Eucharistischer Kongreß

          abgehalten.

Es war dies eine große Glaubens-

kundgebung für das allerheiligste

Sakrament aus allen Ländern und

Weltteilen waren Leute zusam-

men gekommen. Es waren bei

300.000 Menschen zusammen.

 

Den 1. Sept. wurde der  muthmaß-

liche Brandstifter Fabian Hotowey

zu 8 Monaten Kerker verurheilt

aus Mangel an Beweisen.

 

Den ganzen Monat Septem-

ber herscht schon eine Kälte wie

im Dezember.  Es wird darüber

geschrieben: Daß der Polarstrom

große Eisberge in das offene

Meer hinausgeführt habe und

dadurch die Luft abgekühlt

worden sei. Im vergangenem

Sommer stieß das größte Schiff

der Welt *die Titanik* es machte

erst die erste Fahrt, mit  einem

riesigen Eisberge zusammen

und in wenigen Minuten

was das kollosale Schiff mit

15.000 Menschen spurlos im

Meere versunken.

 

          August   1912

 

 Den 13. war in Nikols-

burg Rekruten Assentierung.

Da in Österreich die zweijährige

 

Dienst Zeit jetzt eingeführt wird

so war die Assentierung so spät.

Der August hat sehr kaltes Wet-

ter. In England hat es geschneit

so daß sich die Schnitter auf dem

Felde mit Schneeballen be-

warfen.

Den 19. August wurde mit

der Innenkirchen Reno-

vierung begonnen. Zu diesem

Zwecke wurde die Kirche ganz

ausgeräumt bis auf den

Hochaltar, Kanzel und Seiten-

altar.

 

Den 27. marschierten hier

einige Regimenter Militär

durch und zwar: das 1. 24.

und 25. Landwehr Infantrie

Regiment., ferner ein Regi-

ment Husaren und ein Regi-

ment Landwehr Haubitzen.

 

 

Juli                             1912

  Den 19. Juli wurde in Fri-

schau die hl. Firmung gespendet

vom Brünner Bischof Paul von

Huyn. Über 200 Kinder wur-

den auch von Leipertitz da-

selbst gefirmt. Es war Mitte

Erntezeit und sehr viel Arbeit

aber solche Herrn kümmert

das nichts.

 

Die Ernte war dieses Jahr sehr

gut und können wir Gott

danken dass wir alles so gut

bekommen haben, da es in

der ganzen Umgebung alles

verhagelt hat.

 

 

    Paul Graf Huyn

 

 Bischof von Brünn

1904 - 1916

 

Erzbischof von Prag

1916 - 1919

 

Tit. Patriarch von

Alexandrien

1921 -1946

 

gestorben 1. Okt 1946

in Bozen /Südtirol

 Juni                             1912

Die Sonne sticht- Die Rose blüht
Die Bohne wankt- Das Würmchen glüht
Die Ähre reift - Die Sense klingt
Die Garbe rauscht- Der Sommer winkt.

Am Frohnleichnamsfest abends
brach abermals ein Schadenfeuer
aus in der Scheune des Leopold
Geidusch. Das Feuer wurde mut-
maßlich von einem Brandstifter
angelegt. Sonntag den 16. erscholl
abermals Feuerlärm. Es brannte
im sogenannten Pfarrer Stadel.
Der Brand war noch rechtzeitig
entdeckt und gelöscht worden.
Hierbei wurde ein verkommenes
Subjekt aufgegriffen das den
Brand gelegt haben soll Namens
(Fabian Hotony.) Es wäre beinahne
gelyncht worden wenn nicht
einige Besonnene die Menge
abgehalten hätte. Er wurde

sofort dem Gerichte eingeliefert.
Den 23. war Sommer Lieder-
tafel. Das Fest Johannes des Täu-
fers fällt bekanntlich auf den 24.
Juni, wird aber von jetzt an all-
jährlich am 4. Sonntag nach Pfin-
gsten gefeiert. Bei der untgeren
großen Brücke wurde ein neu-
es eisernes Geländer angebracht.

         Mai                  1912 

 

Den 12. machten die Schulkin-
der der 2 und 3 Classe in  Beglei-
tung ihrer Lehrer einen Ausflug
auf die Pollauer Berge, die Ru-
inen Maidenstein und Rosen-
stein. Um 7 Uhr früh war ein
Hochamt darauf Abfahrt in 12
reichgekränzten Bauernwägen
um 9 Uhr abends kommen alle
wieder wohlbehalten zurück.
Den 13. brach in den Scheunen des
 Johann Vogler und Ludwig Pum
Feuer aus. Da ein heftiger Sturm
wütete war Gefahr für das hal-
be Dorf.  Da in den Scheunen
wenig Stroh mehr war so gelang
es den Brand zu lokalisieren.
Vom 18.-22. waren 2. hohe
Herrn Missionäre hier zur Amts-
hilfe im Beichtstuhl. Am Feste
Christi Himmelfahrt zog  morgens
um 5 Uhr ein heftiges Gewitter
herauf wandte sich aber nord-
wärts und verhagelte die Gegend
von Mislitz bis Mähr. Kromau.
7. Wochen hat es schon nicht ge-
regnet. Freitag vor Pfingsten
fing es an zu regnen und reg-
nete 3 Tage lang.

Die Wallfahrt nach Maria 3 Eichen
wurde deswegen aber nicht un-
terlassen. Unter strömenden Regen
fand der Auszug statt. Überdies
hatten die Wallfahrer sehr viel
von der Kälte zu leiden.

         April                          1912

 

  Seit 1. April ist in der Volks-

schule wieder nur an 3 Classen

Unterricht da viele Kinder aus-

geschult oder über Sommer frei

sind.

        März                           1912

 

Die Wiese grünt                 Der Vogel baut

der Kuckuck ruft                Der Morgen thaut

Das Veilchen blüht            Die Lerche singt

Der Obstbaum graugt      Der Frühling winkt

 

    Gefriert es auf 40. Matyrer

so gefriert es 40. Tage lang. Diese

alte Bauernregel hat sich heuer

in vollstem Maße bewährt.

Täglich gab es Morgens Eis, so

dass sich die Saatzeit bis Ende

April hinauszog. Den 21. hat

der Gesangverein, die Feuer-

wehr und Jagdgesellschaft,

Herrn Vinzenz Vogler zu seinen

73. Geburtstage ein Ständchen

dargebracht. Vinzenz Vogler

ist Obmann des Gesangvereins,

Kommandant der Feuerwehr,

Jagdpächter, Postmeister u.s.w.

 

 

     Feber                 1912

 

 

  Den 1. Feber zog wieder ein

neuer Wirt am Gemeinde Gast

hause auf. (Johann Chmelicek aus

Dürnholz. ). Den 4. hielt der hie-

sige Gesang-Verein eine Lieder

tafel mit daranschließenden

Tanzkränzchen ab. Der Feber

war gegen Ende sehr regnerisch.

 

 

Anno Domini 1912

 

Jänner

 

  Der Gesangverein wurde

wieder neu gegründet. Schon

vor 15 Jahren ins Leben geru-

fen war er in Mangel eines

Chormeisters eingegangen. Lehrer

Fiala nahm sich des Vereines

jetzt wieder an, und besteht

letzterer jetzt aus 45 Mitgliedern.

Obwohl der Jänner gelind anfing

fiel um den 15 eine solch große

Kälte ein das der Teich 30 cm

dick fror und Vögel todt aus

der Luft herabstürtzten.


      Dezember  1911


   Am 2. Dezember war ein kleines

Schulfest dessen Reinertrag armen

kriegsgestraften Kinder zuge-

wendet wird. Es herrscht gar keine

Kälte gefroren hat es gar noch nicht.

Es herrscht beinahe Frühlingswetter.

Die Luft ist manchen Tag lau-

warm so dass man die Frösche

schreien hört wie im Sommer.

Auf den Feldern wird geackert

Es sieht gar nicht aus als wenn

Winter wäre. Ob das wohl gut

sein wird. Den hl. Christtag hat

es geschneit, es waren daher

Weihnachten im Schnee ob

wohl Ostern im Klee sein

            werden?

            31.12. 1911



     November 1911

 

 

Anfangs November wurde im

Gemeindeteiche gefischt.

Vinzenz Eschler stellte eine Schrott-

mühle auf mit Bezinbetrieb bekam

aber sogleich einen Konkurrenten

indem Engelbert Fischer ebenfalls

eine aufstellte. Man zahlt per Kilo

1. Heller.

 

 

      October    1911

 

Den 1. October zog auf unser

Gemeinde Gasthaus ein neuer

Pächter auf. Johann Friedrich.

Es kam auch eine neue Lehrerin

und oft jetzt in der 4. Classe auch

Unterricht. Es herscht bei uns und

in der ganzen Gegend eine

grpße Mäuseplage. Alle Mit-

tel welche dagegen angewen-

det werden sind erfolglos. Die

diesjährige Weinernte fiel

sehr gering aus da die Stöcke

vom vorjährigen Hagel noch

sehr gelitten haben.

  September 1911

 

Den 3. September feierte unsere

freiwillige  Feuerwehr ihr 25 jähri-

ges Gründungsfest. Den Tag vor-

her war Abends 9Uhr Zapfenstreich

und Fakelzug. den 3. war um

5 Uhr Reveille um 8 feierliches

Hochamt von 10 - 2 Uhr. Empfang

der Gäste Feuerwehr und Vet-

eranen Vereinen. Dann fand die

Dekorierung der 25 jähr. Mitglie-

der statt mit der kaiserlichen

Medaile sowie die Dekorierung

des Komandanten Vinzenz

Vogler welcher 25 Jahre an der

Spitze der Wehr steht.

 

 

 

 

 

 

 

 

Hierbei hielten der Bezirks Ob-

mann Parvlik soewie Reichsraths-

abgeordneter Brunner und Landtagsabgeordeneter Zeisel

kurze Ansparache über die

Bedeutung und Feier des Tages.

Den Schluß bildete der Festzug

und Tanz Unterhaltung.

Den 8 und 9 wurde in Brünn

ein deutscher Kartholikentag ab-

gehalten der am 10. in Tasswitz

dem Geburtsorte des hl. Clemens

Maria Hofbauer seinen Schluß fand

Ende September fanden in Wien

große Teuerungs Demonstrationen statt.

Es musste Militär zu Hilfe

gezogen werden.

 

August 1911

 

Dieses Jahr hat es 70 Tage nicht geregnet das ist am 25. Mai bis 4. August. Da immer schönes Wetter war ging die Erntearbeit sehr vonstatten. den 16. Juli be-
gann die Ernte und den 10.August war die ganze Frucht von den Feldern eingebracht.

Sehr viel trug auch der Umstand dazu bei dass die Artiellerien in unserer Ge- gend feldmäßiges Schießen hatte
nun die Felder deswegen geräumt sein mußten.

Den 25. Juli ka- men 5 Artillerin Reg. und blie- ben 4 Wochen hier. Es wurden täglich 2-300 Kanonenschüsse abgegeben. In Leipertitz war das Reg. N.42 einquartiert.

 

 

Den 10. August kam ein Extra-

zug mit 800 Offizieren und dem

Erzherzog Salvator und fand eine

Brigade Übung statt. Obwohl gro-

ßer Schaden verursacht wurde, so

wurde doch alles soweit gut be-

zahlt. Mit der im April l. J.

geplanten Altarbild Renovation

wurde nichts. Da der Pfarrer den

hl. Georg in stehender, die Stifter-

rin das Bild aber in reitenter

Stellung haben wollte.

 

 

 

 

 

 

 

Der hl. Vater hat in einem De-

cret angeordnet das die Feierta-

ge Maria Lichtmeß, Maria Ver-

kündigung, Oster- und Pfingst-

montag, Frohnleichnam, Maria

Geburt, ferner die Feste der hl.

Landespatrone und das hl. Stef-

anus theils ganz entfallen theils

auf den nächstfolgenden Sonntag

gefeiert werden sollen.

Der hl.

Vater begründet diese Anordnung

dadurch dass der gesteigerte Han

delsverkehr durch die Häufung

 

 

der Feiertage Schaden erleide. Vie-

leicht wird es in anderen Ländern

eingeführt werden, bei uns in

Österreich bleibt es einstweilen

noch beim alten. Den 20 August

flog ein lenkbares Luftschiff über

uns in der Richtung von Wien nach Brünn und abends wieder

 retour.

 

 

 

 

 

Die Feldfrüchte haben heuer einen

enormen Preis. Es kostet z.B.

100 Kilo Weitzen             24  K

  "     "   Gerste               21  "

  "     "   Linsen                60  "

  "     "   Kukerutz            24  "

 

Dem entsprechend sind auch die

Lebensmittelpreise und andere

Waren enorm hoch. So sind die

Zigarren gestiegen.

 

      

 

Virginiar und

Inländer von 10 auf 12 Heller

per Stück. Zucker von 88 Heller

auf 1 Krone das Kilo. Petrolium

nun 8 Heller der Liter. Brantwein

nun 16 Heller.

Juli    1911

 

 

Den 16. Juli brannte der un-

tere Trakt des Hauses Nr 59 (Engel-

bert Brunner gehörig) ab. Hierbei holte sich unsere freiwillige Feuerwehr

ihre Lorbeeren, indem sie ganz

alte Schläuche zum löschen be-

nutzten damit die neuen nicht nass wurden. Erst als sie sich als nutzlos erwiesen wuden

die neuen genommen.

Es ist dies die erste Feuerbrunst seit 3 Jahren.

 

Juni 1911

 

 Den 4. war das Pfingstfest.

es ging deshalb eine Prozession nach Maria 3 Eichen. Seit dem Jahr 1904 findet der Einzug mit einer Muttergottes Statur darstellend die Himmelskönigin statt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Maria 3 Eichen ist ein Wahlfahrtsort

in Niederösterreich und hat seinen Na-men von einer großen erhabenen

hier gestanden Eiche welche von

der Wurzel aus in 3 Stämmen ge-

theilt war. Über den Ursprung er-

zählen die vorhandenen Urkunden.

Um das Jahr 1656 lebte ein

gottesfürchtiger Mann Mathias

Weinberger. In seiner Wohnstube

 

 

 

befand sich nun ein aus Wachs ge-

formtes Narienbild vor welchen er

täglich seine Andacht verrichtete. Als er erkrankte und diese Krank-

heit mehrere Jahre dauerte träum-

te ihn einmal er solle das Bild am

Molderberge auf abgeernter Eiche

aufstellen.

Er that es und wurde

gesund. Es wurde dann eine hölz-

erne Kapelle aufgestellt und als

dieselbe die Zahl der bei Maria Trost und Hilfe Suchenden nicht mehr fassen konnte im Jahre 1730 die jetzige große ehrfurcht- gebietente Kirche gebaut, 1744 vergrößert

1752 durch Paul Troger die vier

Kuppel  gemalt und von 1815 -

1819 die Thürme vollendet. Die

Vorderseite der Kirche mißt

12 Klafter in der breite die Höhe

der Thürme 27 Klafter. Die innere

Länge der Kirche ist 25, ihr größte

Breite 13. und ihre Höhe bis zum

Gewölbe 10 Klafter. Nebst dem schönen Hochaltar zieren die Kirche noch

6 Seitenaltäre eine schwarz ma-

morierte Kanzel und Orgel mit

einer Kunstuhr. Dieses ganze Kir-

chengebäude sowohl wie die in-

nnere Einrichtung derselben sind

auffallende Zeugen der religi-

 

 

ösen Denkungsart edler Wohlthä-

ter die ihren Eifer für die Ehre

Gottes und Verherrlichung Marias

bis zur Gegenwart an den Tag leg-

ten. 

Den 10. Juni wurde auf der Schule

ein Blitzableiter aufgestellt.

Den 13. Juni waren die Reichsrats-

wahlen. Der Christlichsoziale Kandidat hatte 114. Stimmen, der

deutsche 151, der

Sozialdemokrat 2. Kandidiert hat-

te Franz Heinzelmeier Sekretär aus Wien christlichsozial, Johann Brunner aus Höflein deutscher Agrarier, Dr. Ille, Werkmeister in

Brünn Demokrat. Gewählt

wurde Johann Brunner mit mehr als zwei Drittel Stimmen (6000) im

ganzen Wahlbezirk. Dieser umfasst die Gerichtsbezirke Nikolsburg-

Joslowitz, Lundenburg und Gödong.

Eine Stichwahl fand nicht statt. Im

neuen Reichsrate verlor die

christlichsoziale Partei 20 Mandate

Die Demokraten gewannen 2 Man-

date und auch die deutsche Partei verstärkte sich sehr.

 

 

 

 

       Mai   1911

 Vom 21. bis 26. war Missions-
Renovation. Den Schluß bildete

eine feierliche Prozession mit den

allerh. durch die Gassen des Ortes.

Am 28. Mai gegen Abends war

ein sehr heftiges Gewitter mit

Hagel. Der Regen floß in Strö-

men so dass der Bach das Wasser

nicht alles fassen konnte und das

Wasser 1 Meter hoch in den Gär-

ten stand. Das Resultat der Volks-

zählung in Österreich-Ungarn ist

schon bekannt. Es sind über 52 Milionen Einwohner.

    

          April 1911

 
Während der Fastenzeit 1911 wurde

das Altarbild am Hochaltar renoviert.

Das Bild wurde zu dem Zweck nach Wien geschickt. Den 1.April sah man

schon die ersten Schwalben. Den

16. war das hl. Osterfest. Der Got-

tesdienst war sehr feierlich und er-

hebend. Ebenso die Auferstehungs-

feier. Denn unsere Kirchenmusik

steht in der ganzen Umgebung ein-

zig da. Sie besteht aus 25 tüchtigen

Musikern. Den 10. April wurde

von Sr. Majestät dem Kaiser der

Reichsrat und Landtag aufge-

löst und finden die Neuwahl-

en den 13. und Stichwahlen den

20. Juni statt.

 

 

    

      März  1911

 Es kam wieder ein Fall von
Gennickstarre vor. Der Schmiedemei-

ster Jakob Sethaler war erkrankt

und nach einigen Tagen gestorben.

Der Arzt Simon Bittmann aus Grus-

bach stellte Genickstarre fest.Der Ver-

storbene wurde sogleich in den Fried-
hof überführt, dort vom Landesarzt

sekiert und gleich begraben es soll-

ten nicht einmal die Angehörigen

zum Begräbnis zugelassen wer-

den. Die Bevölkerung wird aber

unnütz aufgeregt da es nicht Genick-

starre war und Dr. Bittmann bei jedem Leiden gleich Genickstarre

feststellt. Den 1. März kam wie-

der ein neuer Lehrer hieher na-

mens Franz Fiala, an Stelle des

Josef Wech der nach Bergen versetzt

wurde. Anfang März war sehr

schönes Wetter, den 6. wurde

angefangen zum Säen. Den

14. änderte sich das Wetter. Es reg-

nete und schneite und herschte star-

kes Frostwetter. Der Esparsettklee

ist über Winter ganz ausgefroren

und von der vorjährigen Masse ab-

gefault. Da heuer überhaupt sehr we-

nig Futter ist, so ist das ein empfindli-

cher Verlust da kein frühes Grünfutter

zu erwarten ist. Den 15. war ein gro-

ßer Nebel.Es heißt das derselbe in 100

Tagen als Gewitter kommt. Er käme

hiermit am 23. Juni. Den letzten März

war ein heftiges Gewitter. Hat den

ganzen Tag und auch des Nachts heftig

gedonnert und geregnet.

 

 
   Februar      1911

 
  Den 10. waren von der Grus-

bacher Zuckerfabrik die Herren hier

zur Rüben Kontrahierung. Die Rü-

benbauer vereinten sich alle und muß-

te die Fabrik auf ihre Forderungen

eingehen. Für den Zentner Rüben

wird daher 2 K. 10 h. bezahlt. 40%

Schnitte und Gelddarlehen für ein

Jahr unverzinslich. Bis zum 20.

Feb. kam dieses Jahr kein Sterbefall

vor. In China ist die sogenannte

Lungen-Pest ausgebrochen von der

 es keine Heilung gibt. Für uns ist

zwar keine unmittelbare Gefahr es

wurden aber an den Grenzen aller-

Hand Maßregeln ergriffen gegen

die Einschlepung der Seuche.

 

Jänner 1911

 Diesen Monat fand in der ganzen

Monarchie eine Volkszählung statt. Das

Gesamtresultat wird man aber erst

erfahren wenn wir das Jahr... 1912

schreiben. Nur von einzelnen Städten

und Dörfern weiß man schon das Er-

gebniß. So hat Wien 3 Mill. 300.000

Einwohner. Leipertitz hat 12.87 al-

so nun 2 Einwohner mehr als bei der

vorigen Volkszählung. Eine solche fin-

det alle 10 Jahre statt, und zwar in

den Jahren welche mit 1. anfangen.

z.B. 1901. 1911. 1921 u.s.w. Im

Jänner hat es sehr gefroren, so dass

den ganzen Monat am Teiche ge-

eisent wurde. Es wurde wie alljähr-

lich viel Eis nach Mißlitz und andere

Orte geführt die Fuhr zu 5 Kronen.

Fahren konnte jeder der wollte. Zu

Anfang des Jahres organisierten sich

die Schmiedemeister in unserem

Dorfe sowie ganzen Bezirk und

schafften sich zugleich einen höheren

Preistarif ein. So bekamen sie frü-

her für ein Hufeisen beschlagen

20 Heller jetzt 1 Krone, für Pflug-

eisen dengeln früher 10 jetzt 30 Hel-

ler. So ist es auch mit den anderen

Artikeln. Es wird aber auf die

Dauer nicht gehen und wird ein Mit-

telweg eingeschlagen werden müssen.


 

            1911

 

Im Anfange fragen wir dich was

wirst du uns bringen?

Ich bringe Frieden.

Wozu dann die Millionen von

Bajonetten und Feuerschlünden.

Die Antwort kann uns nicht leicht

jemand geben. Und so wollen wir

das neue Jahr beginnen in der Hoff

nung und mit dem Wunsche, dass

es wie es in Frieden gekommen

wieder in Frieden scheiden uns

aber den Gebrauch der vielen Rü-

stungen und Waffen nicht nötig

mache, sondern mehr glückliche

Tage hinterlassen möge als das

vergangene Jahr.



 

 

 


 Zum Jahresabschluss  1910



So ist nun wieder ein Jahr hinter der

endlosen Mauer der Ewigkeit verschwun

den und keine einzige Stunde davon

kehrt mehr zurück. Und so fragen wir

uns denn unwillkürlich haben wir die

Zeit auch gut genutzt. Traurig für den-

jenigen der sich nun fragen muss, denn

viele sind dieses Jahr aus unserer Mitte

geschieden welche zu Anfang desselben

noch gesund und guter Dinge waren.

Und vielleicht gehören wir das folgen-

de Jahr auf zu jammern. Benutzen wir

deshalb die kurze Zeit die wir vielleicht

noch haben damit wir vorbereitet sind wenn das Verhängniß sich uns naht.

                            1910

     Dezember     1910

Der Schnee ist wieder weggeschmolzen.

Die Witterung ist beinahe warm. Diesen

Monat ist nichts besonderes vorgefallen und

endet mit dem 31 ein Jahr daß uns noch

lange im Gedächtniß bleiben wird in-

folge der vielen Unglücksfällen die

uns betroffen haben.

                November 1910

Anfang d. M. wurde wie alljährlich im Ge-

meinde Teiche gefischt. Diesen Monat war

ich 3 Wochen in Brüx zu Besuch, es unterblie-

ben daher die Aufzeichnungen während der

Zeit. Den 25 kehrte ich zurück. Diesen Tag

hat es heftig geschneit.

               Oktober 1910

 

Dieser Monat fängt sehr schön an, da es

schon höchste Zeit zum Anbau ist so wird die

schöne Witterung benützt da man nicht weiß

ob das Wetter nicht umschlägt. Diesen Mo-

nat sollte die Weinlese stattfinden aber

in den ganzen Weinbergen war keine

einzige Traube zusehen. In der gan-

zen Gemeinde wurde kein 1/4 Liter Wein

gepresst. Der Hagel hatte alles vernichtet.

Wir haben daher dieses Jahr die Hälfte bis

3/4 Steuernachlaß.Deshalb wurde das Kirch-

weihfest, den 16. in aller Stille gefeiert.

Auch kein Nachkirchweihfest fand statt.

 

            September           1910

Diesen Monat ist wieder Schulbeginn.

Das bedeutet einen wichtigen Schritt im

Leben des Kindes denn seine künftigen

Lebensschicksale hängen davon ab wie

es seine Schulzeit benützt hat. An Stel-

le des Unterlehrers Stefan Heger kam ein

neuer. (Josef Wech.) Die letzten Tage im

August und bis Mitte September regnet

es schon in einemfort. Es ist zu befürch-

ten dass die Felder nicht bebaut werden

können denn die tiefgelegenen Gründe

sehen aus wie ein See. Auch kommen

viele Nachrichten von Hochwasser Un-

glücken in den Gebirgen denn so-

viel Regen als dieses Jahr hatten wir

schon einige Jahre zusammen nicht.

Die zweite Hälfte Juli und erste Hälfte

August fiel kein Tropfen Regen so dass

die Erde Risse bekam und man nicht

ackern konnte und jetzt soviel Regen.

Es ist eine außergewöhnliche Witterung

dieses Jahr man schreibt dieses dem Ko-

meten zu da Kometenjahre überhaupt

sehr nass sind. Diesen Monat sollte

an der Grusbacher Straße beim Pau-

lowitzer Bründl an Stelle des alten

Holzbrücke eine neue eiserne gebaut

werden. Es unterbleibt aber bis näch-

stes Frühjahr. Es werden dazu 9 u. 12

Zentner schwere Traversen verwendet.

Die Brücke wird von der Straßenver-

waltung hergestgellt. Wir schreiben jetzt

die zweite Hälfte September und haben

noch nichts angebaut und ist auch keine

Hoffnung dazu vorhanden.

 

 

 

          August      1910

 

Anfang dieses Monats war Ernteschluß

Siefiel sehr gering aus gegen andere

Jahre. Auf einen Metzten Aker (533

Quadrat Klafter) wuchsen nur 4-5 Met-

zen Weizen wogegen in früheren Jahren

8-9 wuchsen. Die Frucht kostet dazu nichts

Da alles minderwertig in der Qualität

ist. Es ist daher ein Mißjahr sonderglei-

chen. Den 18. August feierte unser Kai-

ser Franz Josef I. seinen 80 Geburtstag,

welcher Sonntags darauf in der Kirche

Hochamt und feierlichen Tedeum began-

gen wurde. Vor über 100 Jahren war

Leipertitz jahrelang von Feuersgefahr ver-

schont geblieben. Dann brach täglich Feuer

aus, so dass die Bewohner des Nachts nim-

mer sicher in iren Betten schlafen

konnten. In dieser Zeit machte die

Gemeinde das Gelöbniß alljährlich am

23. August eine Wahlfahrt nach Lechwitz

zu machen. Gott wendete nun das

Übel ab und das Gelübde wird bis auf

den heutigen Tag noch gehalten. Diesen

Monat wurde mit der äußeren Kir-

chen Renovierung begonnen von Bau-

meister Soche aus Nikolsburg. Die Ko-

sten betragen 12.00 Kronen. Der hohe

Herr Bischof Dr. Paul Huyn hat in un-

serer Diözese (Brünn) angeordnet, dass das

ganze Jahr hindurch jeden Tag in einer

ander Pfarrkirche seiner Diözese feierliche

Abbitte vor dem allerhl. Sakramente ge-

leistet werde. Bei uns war der 26. Au-

gust. Dieser Tag der nur alle Jahr ein-

mal auf dieselbe Gemeinde fällt. Vor-

mittags war ein levitiertes Hochamt. Den

Schluß bildete abends ein Tedeum und feierli-

chen Segen. Den 22. ging abends um 7

Uhr ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag

nieder welches aber unsere Gemeinde

nur theilweise schädigte auch nicht so hef-

tig war wie den 18. Juli. Es ist dieses

Jahr das dritte Hagelwetter. Es maschieren

täglich Soldaten durch zu den Kaiser-Manö-

vern in Ungarn. Sie unterblieben aus

Anlaß des 80. jähr. Geburtsfestes des Kaisers.

In Wien brach die Colera aus. Es starben

zwar einige Personen aber Dank der heu-

tigen Fortschritte der Wissenschaft brach

die Seuche bei uns nicht aus, obwohl sie

in Galizien und Rußland sehr stark

wüthet.

                 Juli   1910

Den 18. Juli nachmittas um 6 Uhr ging

ein fürchterliches  Hagelwetter über unsere

Gemeinde nieder. Es war fürchterlich und

der Schaden sehr groß so dass sich alte Leute

an dergleichen nicht erinnern können. Die

Feldfrüchte wurden in Grund und Boden

geschlagen, hunderte von Bäumen aus-

gerissen. Obst und Weingärten todal

vernichtet. Was von den vielen früheren

Regengüssen noch übrig war vernichtete

der Hagel jetzt. Ich lief vor dem Gewitter

in die Scheune. Da brach auch schon ein

orkanartiger Sturm los. Beide Scheuer-

thore wurden aufgerissen und es war

unmöglich sie wieder zuzumachen da das

Wasser hindurch rann. Dazu prasselten

Ziegelstücke vermischt mit Hagel auf den

Kopf herab. Das Wasser floß in Strömen

dazu trat ein Ereigniß ein, man bekam

kaum Luft zum Athem schöpfen. Man

glaubte der jüngste Tag sei angebrochen.

Im freien Felde war es noch viel ärger. Ich

hatte Ähnliches noch nicht erlebt und wünsche

es mir auch nicht mehr. Nach einer bangen

1/2 Stunde verzog sich das Gewitter aber wie

sah es jetzt in Garten und Feld aus. Alles war

vom Hagel vernichtet. Die Thiere wurden

scheu und liefen davon. Auf den Straßen

und Wegen lagen die Wägen vom Sturm

umgeworfen. Zum Glück aber war kein

Menschenleben zu beklagen.

 

 

 

 

 

                      Juni 1910

Der Juni  fing wieder mit Regen an.

Das Heu verdarb todal infolge der vielen

Regengüsse. Vom  25.-28. waren Truppen

von k.k. Telegrafregimente hier die mit

drahtloser Telegrafie und Scheinwerfern

agierten aber keine namhaften Er-

folge erzielten infolge des vielen

Regens. Bei schöner Witterung künnen

sie sich auf 80 - 100 Kilometer verständigen.

 

 

                        Mai   1910

Vom 1. bis 10. Mai wurde hier eine

Volksmission abgehalten. Sie war  sehr

stark gesucht was von der noch christlichen

Gesinnung unserer Gemeinde ein gutes

Zeugniß ablegt. Die letzt Mission war

im Jahre 1890. Die Nacht vom 18 auf d. 19.

 

sollte etwas Außergewöhnliches und

fürchterliches bringen, den Weltunter-

gang oder durch eine kleine Erschütterung

derselben durch den Kometen. Man sah

aber nichts. Einige Hitzköpfe behaupteten

zwar der Komet habe beim Sonnenauf-

gang mit letzterer gerauft was aber

ein großer Unsinn ist dass man es glaubt

ebenfalls das andere das manche erzählen

das nämlich die Sonne am Ostermorgen

ruckweise emporgesteigt. Sehen werden

wir den Kometen jedenfalls nicht mehr

da er nur alle 86 Jahre erscheint. Was

die Witterung anbelangt so war der Mai

größtenteils regnerisch.

       April 1910

 

Den 4. wurde das Fest Maria Verkündi-

gung gefeiert. Ende des Monats wurde

das Haus No. 109. Eigentum des Bernh. Redlich

niedergerissen und an Stelle ein neues

stockhohes ausgeführt von Franz Döckerlein

Misslitz. Es kostete 10.000 Kronen und ist

nächst der Schule das zweite stockhohe Haus.

Das Schulhaus wrude erbaut im Jahre

1885 von Baumeiser Reischl in Nikols-

burg und kostete 40.000 Kronen.

März 1910

 Dieses Jahr zeigt sich für Feldfrüchte sehr

günstig, denn 1. März wurde schon Gerste

und Linsen gesäät, denn 10. aber fror es

sehr stark. Sogar der Teich war zugefroren.

Diese Tage ereignete sich ein tragischer Un-

glücksfall. Die Ausgedingerin Marie

Kölbl und ihre Enkelin Albine wurden

des Morgens erstickt und verbrannt auf-

gefunden. Es war Zimmerfeuer ausgebrochen.

War Unvorsichtigkeit daran schuld oder lag

ein Verbrechen vor? Der Fall blieb un-

aufgeklärt.

Das Osterfest fällt dieses Jahr auf den 27.

März, das Fest Maria Verkündigung (25.)

auf den Garfreitag (Karfreitag), wird deshalb erst nach

Ostern gefeiert.

       Februar 1910

 Es kamen hier einige Krankheitsfälle vor

welche Ähnlichkeit mit Genickstarre hatten.

Es ist das eine sehr ansteckende Krankheit die

meist tödlichen Ausgang nimmt. Einige

Personen sind auch gestorben. Es wurden so-

gleich alle Faschings Unterhaltungen vom

Bezirksartzte eingestellt, dann aber wieder

erlaubt da eine Komission feststellte das es

sich nicht um epidemische Genickstarre handelte.

Die Bevölkerung war sehr aufgeregt doch

brach die Seuche Gott sei Dank hier nicht aus.

Diesen Monat sind 18 Sterbefälle vorgekom-

men was sehr auffallend ist und hauptsäch-

lich der ungesunden Witterung zuzuschreiben ist.

   1910

 Jänner  

In diesem Monat sah man gegen Westen

alle Abend einen Stern mit langem

glänzendem Schweif einen Kometen.

Es war aber nicht der Haleyischer nach

dem Enddecker so benannt der im Mai

laufenden Jahres erscheinen sollte. Es

wird in Zeitungen geschrieben dass wenn

 

der Schweif des Kometen die Erdatmos-

phäre berührt eine Katastrophe entste-

hen wird, das soll in der Nacht vom

18. auf den 19. Mai sein. Mann ist

sehr gespannt was diese Nacht bringen

wird. Anfangs Jänner starb hier der

pensionierte Militärarzt Fridolin

Müller. Er ordinierte nur hier da er

größeren Anstrengungen krankheits-

halber nicht gewachsen war. Da Lei-

pertitz keine eigene Ärztestelle hat

so wurden wir nach Grusbach zugeteilt.

 

Auf Grund der Kriegsteilnahme (1914 - 1918) des Jakob Anger enden die monatlichen Aufzeichnungen " Vor 100 Jahren" im Dezember 1913. 

 

Die Aufzeichnungen von Dezember 1911 (vom Ende der Seite aufsteigend) bis Dezember 1913 enden hier.

           Dezember 1913

 

 

Den 8. war der Schluß des

Constantinischen Jubiläums.

 Im Jahre 313 nach Christi Geb.

also vor 16 hundert Jahren gab

der erste christlich Kaiser Con-

stantin der Große das Mai-

länder Edikt heraus worin

die Katholiken Glaubens-

freiheit zugesichert wurde.

Bei uns war den Tag vorher

Fakelzug und am 8. am Feste

Maria Empfängnis Kirch.......

sämtlicher Vereine.

 


 Den 9. hat es das erstemal

geschneit.

  Der Dezember war sehr

gelind und ohne Schnee.

     November 1913

 

Im Monat November hersch-

te größtenteils schönes Herbstwet-

ter.

       Oktober 1913

 

Es war ein großes mörder-

risches Ringen vor hundert Jahren

in der Völkerschlacht bei Leipzig

wo endlich der stolze Korse Na-

poleon unterlag. Eine Völker-

schlacht was es im wahrsten

Sinne des Wortes, denn es waren

dabei: Österreicher, Preußen,

Russen, Baiern Sachsen, Un-

garer, Engländer, Schweden

und Franzosen. Aus diesem

Anlass wurden am 19. Okt-

ber, am Jahrestage der Schlacht

zahlreiche Feste abgehalten.

Bei uns war den Tag vorher

abends Fakelzug, den anderen

Tag, es war Kirchweihsonntag

war ein Dankgottesdienst, am

dem alle Vereine teilnahmen.

Bei Leipzig selbst wurde das

Völkerschlacht-Denkmal

das größte Denkmal der Welt

feierlich eingeweiht.

 

             

     

      September 1913

   Den 7. September ging

von hier eine Prozession

nach Maria Zell. Es ist dies

die erste von Leipertitz.

  Führer waren Stefan

Vogler und josef Nautscher.

Die Wallfahrt dauerte 4. Tage

und waren 32 Pilger.

 

 

 

      August 1913

 

 

  Den 18. August wurde

das Kaiserfest gefeiert. Den

Tag vorher war Fackelzug

wobei es heftig regnete.

  Der Krieger Verein ist

dabei das erstemal unifor-

miert ausgerückt.

            

Juli 1913      

 

  Ein Deutscher Turnverein

wurde gegründet und zählt

derselbe 55 Mitglieder.  

 

  Den 15. war ein großes

Gewitter gegen Abend. 4. Stun-

den regnete es ununterbrochen

in Strömen. Übrigens reg-

net es alle Tage dass das

bischen Feldfrüchte das heuer

ohnehin nur ist noch ganz

verdorben wird.

 

 

   Gegenwärtig wüthet im

Orient der zweite Balkan

krieg. Die Verbündeten

Serben, Griechen Montene-

gro und Bulgaren die gegen

die Türken im vergangenen

Winter kämpften, führen

jetzt einen fruchtbaren Krieg

untereinander wegen der

erungenen Kriegsbeute.

  Juni 1913

 

 Den 8. und 15. fanden

die Landtagswahlen statt.

Gewählt wurde in unserem

Wahlbezirk Cirill Zeisel aus

Damitz und Josef Luksch aus

Lodenitz beide gehören der

Deutschfreiheitlichen Partei an .

 

  Infolge der großen Dürre

ist heuer ein sehr schlechtes Jahr

zu erwarten.

 

  Die letzten 14. Tage des

Juni waren hingegen so kalt

das der Kukurutz theilweise

erfroren ist.

       Mai 1913

    In diesem Monat war die

Kriegs Gefahr wieder eine

sehr ernste geworden. Österreich

wollte aber den Krieg erklären

und eigenmächtig vorgehen

aber da räumte der König Nikita

von Montenegro schnell noch das

Feld. Jetzt besetzen Österreich

Truppen Albanien.

 

   Die Pfingstwoche waren

2 Redemptoristen Paters hier

zur Aushilfe im Beichtstuhl.

 

   Die Wallfahrt fand wie

alljährlich am Pfingstfeste nach

Drei Eichen statt.

 

   Vinzenz Vogler junior

schaffte in unsere Kirche einen

großen vergoldeten Lüster

mit 18 Kerzen und ein neues

Messkleid.

 

   Den 21. machten die

Schulkinder der 3 Classe einen

Ausflug nach Brünn und

auf den Spielberg.

 

 

 

 

      April 1913

 

 Der April begann mit Schnee

und großer Kälte so das die

Weintrauben ganz, Feldfrüchte

und Obst theilweise erfroren

sind.

  Dem 16. April starb unser

Feuerwehr Kommandant

Vinzenz Vogler im 74. Le-

bensjahre. Er war ferner Post-

meister, Ehrenobmann des

Gesangsvereins. Kaufmann

und Realitätenbesitzer, Jagd-

pächter u. f. m. Das Leichen-

begräbnis war großartig.

Es wurden die Feuerwehren

eingeladen aus den Bezirken

Nikolsburg, Pohrlitz, Mähr.

Kromau und Joslowitz. Nach

den Leichenfeierlichkeiten wurde

in das Gasthaus gezogen wo jeder

umsonst essen und trinken konnte.

Vinzenz Vogler  gest. 16. April 1913
Vinzenz Vogler gest. 16. April 1913

      

      März 1913

Den ganzen Monat herschte

Frühlingswetter so daß zu

Josefi schon alles angebaut war.

                  Josefi ist am 19. März

   Die Feldfrüchte sind sehr schön.

Diesen Monat wurde der

Turn-Verein gegründet.

   Auch zur Feuerwehr sind

10 neue Mitglieder beigetreten,

sind zusammen jetzt 35 Mann.

Den 10. bin ich dem Verein beigetreten.

                   Jakob Anger

Februar 1913

  Den 2. war das Fest Maria

Lichtmeß. Gleichzeitig war auch

der Fasching Sonntag. Montag

darauf Blasius Mittwoch, Ascher-

mittwoch.

 

 So frühe Ostern waren

noch nie und werden erst

wieder im Jahr 2023 sein

  Das Osterfest fällt vom

23. März. 24. Ostermontag, den

25. haben wir das Fest

Maria Verkündigung

  Dieses Jahr ist  es über-

haupt mit den Festtagen

so bestellt. Den 27. April das

Georgifest, den 28. 29. und

30. die Bitttage und den

1. Mai das Fest Christi Him-

melfahrt.

 

  Pfingsten fallen auf

den 11. und 12. Mai. Frohn-

leichnamsfest den 22. Mai.

  Es gibt daher dieses Jahr

28 Sonntage nach Pfingsten.

 

    Jänner 1913

 

 Den 2. war die Bürger-

meisterwahl, gewählt wurde

wieder Engelbert Bauer.

 

  Den 12. wurde hier der

deutsche Schulverein gegrün-

det welcher den Zweck hat in

den deutsch - böhmischen

Dörfern deutsche Schulen zu-

gründen.

 

Den 12. abends veranstal-

tete die hiesige Feuerwehr

einen Ball im Saale des

Gemeindehauses.

 

 

 

 Den 19. war der Sonntag

Septuagesimä.Gleichzeitig

fiel auch das Namen Jesu-

fest. Danach ist die Faschings-

zeit sehr kurz dieses Jahr.

 

Seit 1. Jänner ist der Zinsfuß

erhöht, so dass für Darlehen

8% Zinsen genommen werden

können. Früher waren nur 6%

der Geldwucher beginnt wieder.

 

Dezember - Spruch 1912

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