Wöchnerinnen und Taufe

 

Die Hebamme wurde zur Entbindung in Haus geholt. Sie erledigte alles, was mit dem Kind und der Mutter am ersten Tag zu tun war, wie waschen und trockenlegen. Die nächsten 6 – 7 Tage  kam sie täglich, meist vormittags. Sonst war die Großmutter oder eine Verwandte anwesend. Die Mutter durfte ja eine Woche  lang nicht aufstehen, daher der Name Wöchnerin

 

Die Taufe war früher am Tag der Geburt oder am nächsten Tag. Nur die Paten und  die Hebamme trugen das Kind zur Kirche. Die Patin oder der Pate, die Hebamme und die eigene Familie nahmen dann das Taufmahl mit Suppe, Fleisch und Zuspeise ein, das von den Verwandten zubereitet war.

 

Die Godl (oder Gödl ) brachte nach der Taufe für das Kind ein Deckchen in Herzform mit, das Rüschchen eingesäumt war. Auf dieses „Taufbildchen“ waren drei Münzen geklebt. Für die Göden (Paten) begann am Tag nach der Taufe die Arbeit des Suppentrages.  Die Godl brauchte ein junges gekochtes Suppenhuhn  mit selbstgemachten Nudeln, alles in der Suppe. Dazu benutzte man einen, nur für diesen Zweck verwendeten, besonders schönen Krug.

Wer keinen hatte, der borgte sich einen. Außerdem gehörte noch eine Schüssel mit Krapferln (Schneeballen) dazu, die in einem weißen Tuch eingeschlagen getragen wurde. Am nächsten Tag gab es gekochtes Rindfleisch in der Nudelsuppe und wieder Krapferln dazu. In den zwei folgenden  Tagen wechselte Hühner- und Rindfleischsuppe sich ab, jeweils mit Krapferln. Am fünften Tag brachte die Godl nur noch Kaffee und Kipferln aus Germteig  (Hefe)

Damit war das Suppentragen bis nächstes Jahr beendet, wenn wieder ein Kindchen geboren war.

Der Artikel Wöchnerinnen und Taufe stammt aus dem Buch „Tief sind die Spuren“ von Leopold Fink

 

 

Wöchnerinnenkrug
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