Die Sittennote
ein Weintraubendiebstahl und unangenehme Folgen im Jahr 1937
Wenn im Frühjahr der Wein blüht, so kommt den Verfassern der Episode noch heute die „ Sittennote“ in den Sinn. Die 5 Leipertitzer des Jahrganges 1923, Stich, Barbara ( Hanak, 370 ), Brüstl, Berta
( Kraus, 276 ), Braun, Robert, ( gefallen, 206, ) Max Josef ( 318 ), Spandl, Ernst, Dürnholzer Str., waren eine verschworene Gruppe auf der Bürgerschule in Dürnholz. Alle Leipertitzer Bürgerschüler gingen bis auf die Winterzeit zu Fuß zur Schule, meist jedoch wurde als Gruppe mit dem Radl gefahren. Nur zur strengen Winterszeit wurden die Kinder meist mit dem Pferdeschlitten gebracht und geholt, oft von Max Josef´s Vater Engelbert.
Die Clique hielt zusammen, musste man sich doch gegen andere Gruppen aus den Nachbardörfern behaupten und die 3 vierzehnjährigen Knaben wollten eine Beschützerrolle bei den feschen Leipertitzer Mädchen einnehmen. An einem schönen Herbsttag im Jahr 1937 waren die 5 wieder auf der Heimfahrt, man war schon außerhalb von Dürnholz, die reifen Weintrauben lachten sie seit Tagen an, obwohl die 3 Jungen wissen, das die Weinberge zur Lesezeit gesperrt sind, war die Versuchung größer den beiden Mädchen mit ein paar gepflückten Weintrauben zu imponieren. Flugs lagen die Räder im Graben, ein paar Schritte in den Weingarten, das Feitl wurde hervorgeholt und schnell waren ein paar Reben abgeschnitten. Doch beim verlassen der Rebfläche stand plötzlich der Flurschütz vor ihnen. Man hatte ihn gar nicht bemerkt und aus einem sicheren Versteck beobachtete er den Traubendiebstahl.
Es half nichts, er schrieb die Namen und Adressen auf, und tags darauf war es dem Direktor der Bürgerschule schon bekannt.
Vor einem Lehrergremium, Direktor Tallafant, ( der den Fall lieber runterspielen wollte ) Herr Binder, der Mathelehrer, ( ein feinfühlender Mensch ) und Herr Frodl, der Deutschlehrer, ( der etwas energischer als die anderen war, meinte, „ ihr müsst halt für die Sache gerade stehen“ ) mussten die 3 Missetäter antreten und das „ strenge Vergehen“ wurde mit der Sittennote (heute würde man sagen: Betragen) 4 im Klassenbuch geahndet. Diese Sittennote 4 würde heute dem „ ungenügend“ entsprechen und wenn noch eine weitere Schulnote mit 4 im Zeugnis gestanden hätte, wäre die Versetzung, nur wegen ein paar Weintrauben, gefährdet gewesen. So war bei Robert, Josef und Ernst die ganze Freizeit danach gestrichen, man musste sich auf den Hosenboden setzen um diese 4 durch gute Leistungen in anderen Fächern ausgleichen, denn so ganz sattelfest war man nicht in allen Fächern.
Die 3 haben die Versetzung geschafft, aber auf dem Dürnholzer Flurschütz waren sie lange Zeit nicht gut zu sprechen. Das abschneiden von ein paar Weintrauben gefährdete damals die Versetzung, heute undenkbar. (Aber: „Sittennoten“ haben nicht mehr den hohen Stellenwert wie damals.)
Ein Beitrag von Barbara Stich ( Hanak), Berta Brüstl ( Kraus) und Josef Max