Der Leipertitzer Landkauf

   

Im Gegensatz zu den Nachbardörfern in unserer Umgebung hatten die Leipertitzer keine Gutsverwaltung vor Ort, die herrschaftliche Macht, derer von Lippa auf Mährisch Kromau, früherer Zeiten wurde verwaltungsmäßig von Moskowitz aus vorgenommen.

Dürnholz, Frischau, Grusbach, Tullnitz zum Beispiel hatten Schlösser und somit direkte Gutsverwaltungen vor Ort. Deshalb entwickelten sich die Orte unterschiedlich auch nach der Aufhebung der Leibeigenschaft.

In Leipertitz formte sich ein Bauernstand, der es verstand selbstbewusst die Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Bei der riesigen Gemarkungsgröße, kaum eine andere südmährische Gemeinde hatte mehr Land, und einiger großer Höfe, war man gewohnt rational und vorausschauend zu handeln. In den anderen Gemeinden beschäftigte der Gutshof viele Menschen auf herrschaftlichem Land, in Leipertitz waren es die Großbauern die viele Arbeitskräfte brauchten. Es bildete sich auch eine große Handwerkerschaft, die z.B. als Maurer oder Zimmerleute ihr Können nicht nur im hiesigen Umkreis, sondern bis nach Wien, Olmütz oder Brünn unter Beweis stellten.

Zur Vorgeschichte des Landkaufes.

Im Leipertitzer Volksmund kannte man die Gemarkung Pfoffenbroaten, offiziell Wehräcker, übernommen wurde der Name Pfaffenbreite aus der Gemarkung Tullnitz. Pfaffenbreite ( Pfaff – Pfarrer ) ist ein schönes Beispiel einer Namenserklärung, es handelte sich um einen Grund, der der Kirche gehörte, die Einnahmen der Verpachtung sicherlich dem Gemeindepfarrer und der Kirche zufloss, man nannte es den kleinen Zehnten. In Leipertitz gab es denselben Ursprung, wir hatten die Kirchenlüss, also das Kirchenlos, Grund der Kirche, das bei der Verteilung per Los (Verlosung) ihr zugesprochen wurde.

Betrachtet man die Leipertitzer Gemarkungskarte, so fällt oberhalb der Quellen des Leipertitzer baches, in der Verlängerung des Wehrwaldes, einerechtwinkelige Ausbuchtung auf. Diese verläuft auf Grund ihrer kantigen Form so ganz anders als die übrigen Gemarkungsgrenzen.

Seit dem 21. November 1817 gehört diese Feld Leipertitzer Bauern, die dann auch die Übernahme aus der Tullnitzer in die Leipertitzer Gemarkung vorantrieben. Die Hintergründe des Kaufes gegannen 1805. Das Schloss und der Meierhof in Tullnitz gehörten zur Herrschaft Frischau. Das gesamte Areal des Hofes war mit Lehmziegeln gebaut, mit Stroh gedeckt und sehr baufällig geworden, so dass sich die Herrschaft für die Auflösung und Verkauf des Areals und dem zugehörigen Land entschied. Über ein Jahrzehnt zogen sich die Formalitäten hin bis 1815 als erstes Objekt das Tullnitzer Wirts- und Presshaus verkauft wurde. 1816 wurden in der Tullnitzer Gemarkung weitere Felder von der Herrschaft verkauft.

Bei der 2. großen Feldversteigerung ( 21.11.1817 ) waren die Käufer Leipertitzer Bauern, da die zu verkaufenden Flächen in der Gesamtheit an das Leipertitzer Feld grenzte. Offizell gab man den gekauften Flächen den Namen „Wehräcker“, in Anlehnung an den benachbarten Wehrwald.

Die günstige Lage, die Erreichbarkeit der Wehräcker zur Dorfnähe, es waren nur 600 bis 700 Meter vom Friedhof aus, (im Vergleich zu der großen Entfernung in die südliche Gemarkung Paulowitz, Haidäcker, Schwelle oder Kroatengebirg, das 3 fache.) spielte beim Kauf sicherlich eine große Rolle, waren doch nur Kuh-, Ochsen- und Pferdegespanne in Einsatz.

Die Tullnitzer Gemarkung Pfaffenbreite hatte 48 Joch (1 Joch sind 0,57 Hektar), sie lag auf der linken Seite der Bahn am Leipertitzer Weg. Dies ist die heutige Lagebeschreibung, zum Zeitpunkt des Verkaufes gab es noch keine Bahn, der Bau erfolgte erst 60 Jahre später, die Eröffnung war am 15.9.1870, und der Landkauf hatte Einfluss auf die Streckenführung genommen.

Flurplan
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