Starthilfe im Westen -

der Lanz-Bulldog der Familie Hans

 

Leipertitz, das rein landwirtschaftlich geprägte Dorf, hatte eine Gemarkungsgröße von 2225 Hektar. Ein Ort ohne Industrie, kaum Handwerk, lebte im Rhythmus der Landwirtschaft. Unzählige Hände wurden zur Feldarbeit gebraucht. Kuh- und Pferdegespanne waren die Zugtiere in den fasst 300 Land besitzenden und oft im Nebenerwerb Ackerbau betreibenden Häusern.

Mit der zunehmenden Industrialisierung setzte auch die Technik in der Landwirtschaft ein. Der Bestand an techn. Geräten im Jahre 1945 war:

1 Zapfwellenbinder, 29 Bindemäher, 82 Fruchtmäher und

4 Traktoren.

Die Bauern mit dem größten eigenen Landbesitz waren: Haus Nr. # 8 Nautscher Siegmund 25 ha, # 12 Hans Mathäus 29 ha, # 61 Winkler Mathias 24 ha, # 71 Winkler Robert 22 ha, # 101 Brunner Leopold 35 ha, #119 Hans Ignaz 34 ha.

4 Traktoren von der Firma Lanz in Mannheim waren bei Kriegsende 1945 in Leipertitz im Einsatz, so hatten Eschler Vinzenz # 104 ( der alte Bürgermeister), Vogler Engelbert # 322 und Hans Matthäus # 12, einen solchen im Besitz. Die Traktoren waren mit Gummirädern ausgestattet, für den Feldeinsatz gab es eiserne Räder als Aufsatz. Lanz baute Traktoren ( die Lanz Bulldog) seit 1925, entwickelte diese ständig weiter und fertigte 1939 sechs verschiedene Modelle von 15 PS bis 55 PS an. Ab 1942 wurden alle Bulldogs mit Holzvergasern gebaut wegen der Brennstoffknappheit im Krieg.

Wundersam scheint uns der Bericht über ihren Lanz Bulldog von Fischer Josef und von Blüml Angela geb. Fischer, aus Rohrbach-Eging am See in Bayern, deren Mutter Hans Angela, geb. Vogler, die Frau von Matthäus Hans war.

Die Deutsche Wehrmacht beschlagnahmte kurz vor Kriegsende 1945 den Traktor als Zugmaschine von Matthäus Hans auf dem Rückzug nach Oberösterreich, und stellten dem Besitzer eine Quittung aus.

Das Kfz. ND 15987, des Herrn Hans Matthäus in Leipertitz wurde am 17.April 1945( von der Dienststelle, Feldpostnr. 09235 A bescheinigt) "heute von der Einheit für Zwecke der Wehrmacht übernommen."

In Ermangelung eines eigenen Dienstsiegels die : Unterschrift Schmitz, Leutnant Btl. KF.Off.

Wir zitieren:  Im Jahre 1936 kaufte unser Opa Matthäus Hans aus Leipertitz Nr. 12 in Wien auf der Landwirtschaftsmesse einen Lanz Bulldog KL II R 50. Die technischen Daten waren:

 

Fabr. Nr.                                                      184642

2 - Takt - Motor

Motorleistung                                                 20 PS

Hubraum                                                   4,766 ccm

Kolbenhub                                                    280 mm

Höchstgeschwindigkeit                           18.5. km/h

Eigengewicht                                             2.000 kg

zul. Gesamtgewicht                                 4.000 kg

Zul. Belastung                                            2.500 kg

 

Die Auslieferung und Zulassung des Lanz-Bulldogs erfolgte erst am 27. März 1941 über einen Händler in Laa a.d. Thaya, den das Landratsamt Nikolsburg ND (Niederdonau), mit dem ausgestellten KFZ Brief Nr. 805 115 C zuließ, auf das amtl. Kennzeichen  ND-15987.

Nun war der "Lanz" bei Familie Matthäus Hans in Leipertitz für alle erdenklichen Feldarbeiten stets zuverlässig als Zugmaschine im Einsatz, bis die Beschlagnahmung durch die Deutsche Wehrmacht vor Kriegsende erfolgte. Das Kriegsende war vorhersehbar und die Kampfhandlungen endeten in Leipertitz, da die Rote Armee von Weisstätten her nicht zu halten waren. Rettete sich wer kann nach Linz über die schon bekannte Dekamationslinie zu den Amerikanern. Die Deutsche Wehrmacht nahm am 17. April 1945, also vor Kriegsende in weiser Absicht das Fluchtgefährt in Beschlag " auf nimmer-wieder-sehen", sie setzten es zu militärischen Zwecken in Richtung Linz ein.

Nach dem Kriegsende blieb der "Lanz" in Oberösterreich stehen, wo gleich darauf zwei Bauern sich den Bulldog aneignen wollten. Derjenige, der nicht zum Zuge kam und diesbezüglich das Nachsehen hatte, beschaffte sich, erzürnt durch seine Obliegenheit, die nötigen Daten (Fahrgestell-Nr. ,und Händleranschrift) des Traktors, die anhand der Händlerplakette am Bulldog leicht ausfindig zu machen war.

Dieser verständigte nun den Lanz-Händler in Laa über den Standort des Bulldogs und teilte diesem die Fahrzeugdaten mit, worauf dieser den Besitzer feststellen konnte.

Da der Bruder unserers Opas Matthäus Hans, Ignaz Hans (119) bereits wieder eine Landwirtschaft in Hörersdorf bei Mistelbach umtrieb, der Händler aus Laa ihn bereits kannte, verständigte der Händler den Ignaz Hans, worauf dieser - nach Absprache mit Bruder Matthäus  in Rohrbach, den Lanz-Bulldog von Oberösterreich zu sich auf seinen Hof nach Niederösterreich holte. Sieben Jahre leistete der "Lanz" dann gute Dienste auf dem Hof von Ignaz Hans.

In 1952 erwarb dann Matthäus Hans den Bauernhof in Rohrbach in Niederbayern. Daraufhin wurde der Lanz-Bulldog nach Deutschland gebracht, wo er noch bis 1963 treue Dienste auf einem Hof leistete.

 

 

 

Der Leipertitzer "Veteran der Scholle" von Matthäus Hans an seinem Ehrenplatz in Rohbach Eging
Der Leipertitzer "Veteran der Scholle" von Matthäus Hans an seinem Ehrenplatz in Rohbach Eging