Unglücklicher Einsatz der Leipertitzer Feuerwehr

 

Die Vorbereitungen zum 25 jährigen Gründungsjubiläum am 3.September 1911 der hiesigen Wehr waren schon weit vorangeschritten. Der Festausschuss hatte bereits vieles organisiert, ein Fackelzug und ein Zapfenstreich sollten am Vorabend stattfinden. Für den Empfang nach dem feierlichen Hochamt hatten bereits der Feuerwehrbezirks-obmann Pawelik, der Kreisratsabgeordnete Brunner sowie der Landtagsabgeordnete Zeisel Ihr Kommen zugesagt. Die Gründungsmitglieder wussten bereits, dass sie mit der kaiserlichen Medaille geehrt werden würden. Es war abgesprochen, dass der nun seit 25 Jahren an der Spitze stehende Kommandant Vinzenz Vogler eine prachtvolle Hausdekorierung bekommen sollte.

In 25 Jahren hatte viel Routine in den einzelnen Gruppen der Wehr den schnelleren Einsatz mit sich gebracht. Die Handhabung der notwendigen Griffe, ob beim Schlauchtrupp, das Ankuppeln der Wasserspritzen oder Schlauchverlängerungen, das Anlegen von Wassersperren am Leipertitzer Bach, das abgestimmte wechselseitige Heben an der Wasser-pumpe oder das regulierende Ablassen von Wasser am Zapfen vom Teich.

Die Gerätschaften wurden besonders gut gewartet, neue Schläuche waren bereits gekauft, denn eine Leistungsdemonstration sollte natürlich die Einsatz-bereitschaft der Wehr bei Fest beweisen.

Die letzte erfolgreiche Brandbekämpfung lag schon 3 Jahre zurück, das ausgebrochene Feuer konnte damals schnell unter Kontrolle gebracht werden.

In all den Festvorbereitungen erschallten am 16. Juli die Trompetensignale „Feueralarm“ durchs Dorf.

Es brannte der untere Trakt des Hauses Nr. 59 (Engelbert Brunner). Dieses Anwesen war das erste Gehöft rechts im Großen Dorf, unterhalb der Kirche. Die brennenden Wirtschaftsgebäude befanden sich gegenüber der Milchgenossenschaft. Am Ende des betroffenen Grundstückes floss der Leipertitzer Bach. 

Ein Brand zu Beginn der Ernte, mitten im Ort! Das Spritzenhaus war nicht weit, die galoppierenden Rösser hatten schnell den Spritzen- und Schlauchwagen gebracht und direkt auf der Brücke in Einsatz gebracht, die Wassersperre war errichtet, die Schläuche verlegt, das Pumpen des Wassers begann. Aber als die prall gefüllten Leitungen das Wasser nach oben bringen sollten, ergossen sich viele kleine Fontänen aus den maroden, löchrigen Schläuchen und am Brandherd kam nur noch ein dünner Strahl an. Man hatte bei den vielen „Trockenübungen“, die immer nur auf Schnelligkeit ausgelegt waren, in letzter Zeit nie den Zustand der Schläuche überprüft!

Und nun wurden zum löschen des realen Brandes bei Engelbert Brunner alte Schläuche genommen, denn die neuen sollten nicht nass werden! Diese sollten am Feuerwehrfest ihren Ersteinsatz haben. Erst nachdem die neuen Schläuche schnell verlegt wurden, konnte das Feuer erfolgreich bekämpft werden. Gottlob brannten nur die unteren, kleineren Gebäude des Brunner´schen Anwesens, aber durch den Kauf von neuen Schläuchen für das Feuerwehrfest wurde schlimmeres verhindert.

 

Gesprächsstoff über diesen Löscheinsatz gab es beim Fest noch genug!

 

Feuerwehrkommandant Vinzenz Vogler
Feuerwehrkommandant Vinzenz Vogler