Datteln aus Afrika

 

In den abgeschiedenen Lagern in Russischer Gefangenschaft konnten unsere Südmährischen Soldaten es sich nicht erklären, warum ihre Angehörigen sich aus völlig unbekannten Städten und Dörfern in Deutschland und Österreich meldeten. Nichts drang über die Vertreibung in diese Lager.

Mühsam wurde über den Suchdienst des internationalen Roten Kreuzes Adressen ermittelt und wenige, zensierte, Zeilen ausgetauscht. Außer: „ Uns geht es gut, wir sind am leben“, erfuhr man nichts.

Im 2. Weltkrieg kämpften Leipertitzer in allen Waffengattungen und an allen Kriegsfronten. Beispielhaft über die Einsätze in entfernte Gebiete sei hier Wilhelm Bobschek, Haus Nr. 58, als Gebirgsjäger an der Eismeerfront in Narwik, Nordnorwegen, oder Richard Quetscher # 169 und Johann Fischer # 90, als Panzersoldaten in der Sahara in Afrika, genannt.

Rommels Truppen landeten am 11.2.1941 in Tripolis/Lybien, kämpften sich bis El Alamein in Ägypten vor und kapitulierten am 13.5.1943 in Tunis.

Somit kam auch Johann Fischer aus dem Millegründl in englische Gefangenschaft in Ägypten. Dort erfuhr er über den Suchdienst die Vertreibungsadresse seiner Familie in Butzbach Nieder-Weisel. Wie wunderte sich Maria Fischer, (geb. Pitzinger) die Kinder Angela, Johann und Elisabeth als zu Weihnachten 1946 das erste Paket voller Datteln bei ihnen eintraf. Welch abenteuerliche Schiffsreise eines „Carepaketes“ aus Afrika, das Kriegsgefangene senden durften.

Für Maria Fischer eine äußerst willkommene finanzielle Hilfe, denn essen durften die Kinder die wenigsten davon, weil Datteln damals noch sehr selten waren und auch nicht zu beschaffen waren, konnten sie für gutes Geld im Umtausch andere Lebensmittel besorgen. So linderten Datteln aus Afrika ein kleinwenig die Not.

(Bericht nach Informationen von Johann Fischer Haus Nr. 90)