Die mittelalterliche Burg am Leipertitzer Bach

 

Bedingt durch die heute wenigen Einwohner  in Leipertitz und den Dörfern der Umgebung holt sich die Natur unterhalb des Dorfes am Leipertitzer Bach Richtung Thaya immer mehr unberührte Flächen zurück. Die in napoleonischer Zeit abgelassenen Teiche sind längst wieder gestaut und ein Naturparadies geworden. Es lohnt sich einmal die Zeit zu nehmen dieses Gebiet zu begehen. So wird der geschichtlich Interessierte auch noch die alte Burganlage in der Nähe des Zusammenflusses des Paulowitzer Grabens mit dem Leipertitzer Bach erkennen. Heute eine abgeschiedene Gegend, früher ein wichtiger Zufluchtsort. Die Gemarkungsnamen welche die Bauern ihren Fluren gaben, haben sich nun schon seit 800 Jahren erhalten. So heißt das Gebiet mit dem alten Burgwall noch heute "Hohes Feld" und "Schlossberg". Die näheren Hintergründe zur Erbauung dieser Burg gilt es zu erhellen.

Dürnholz entstand aus drei verschiedenen Dörfern mit gleichfalls verschiedenen Grundherrschaften.

"Drinouci", (Dorf des Drn), ein Gründung aus altmährischer Zeit ist der heutige Ortsteil, das Behemdrum genannt wird. Den ausgedehnten Wald an der weitverzweigten Thaya behielten die Landesherren, die Przemysliden, wegen der einträglichen Brückenmaut für sich. Der Westteil der Siedlung ( der zweite Vorort) wird von Wilhelmus et Hermannus de Drnoholec, aus einem nördböhmischen Grafengeschlecht der von Pulin durch Deutsche besiedelt (Dewtschen Drwm) und heißt bis in unsere Zeit Dörfl-das Deutschen Drum). Hier im Dörfl ist der Probsthof des Klosters Kanitz mit anfänglich 4 Lehen. Das dritte Dorf entwickelte sich zum späteren landesherrlichen Markt, das aus der Sicherung der 10 Brücken welche die unregulierte Thaya überspannten. Bebaut wurde das leere Gebiet zwischen dem Dörfl und dem Behemdrum.

In der Gemarkung des Dörfls entstand etwa 1 1/2 km westlich, auf dem Südhang des Hohen Feldes am Leipertitzer Bach der Herrensitz, der so genannte Schlossberg mit Teich und Meierhof, erbaut durch den Enkel  Wilhelm jenes oben erwähnten Wilhelm. Als bewaldete große längliche Umwallung von ca. 100 : 30 Metern ist uns der Standort jener Burg als "Burgstall" (*) überliefert, während der Meierhof den Namen Schafstall führte und der Teich Ziegelteich genannt wurde aus dem die ersten Dorflinsassen ihren Baustoff holten. Aber auch die Bewohner der in der Nähe der Burg liegenden Dörfer Fröllersdorf, Neudorf, Roßnatitz und Paulwitz, die alle öde wurden, suchten in unruhigen Zeiten Schutz in dieser Burg.

Erbaut wurde die Burg am Leipertitzer Bach von Wilhelm von Dürnholz, dem Enkel des oben genannten Wilhelm. Dieser bekam  alle seine Ländereinen eingezogen, weil er mit Markgraf Konrad III, Otto von Znaim gegen dessen Bruder Herzog Friedrich von Böhmen in den Kampf  zog und in der Schlacht von Lodenitz (bei Brünn) am 10.12.1185 zu den Unterlegenen zählte. Erst der Enkel erhielt die Ländereien zurück und erbaute die Burg. Wir dürften hier ca. das Jahr 1225 schreiben. Es ist zu vermuten das die Burg durch Otto von Habsburg, deutscher König, nach der Schlacht von Dürnkrut (im Marchfeld/Niederösterreich) am 26.8.1278 zerstört wurde. Fast alle Adeligen aus unserer Heimat waren Gefolgsleute vom Böhmenkönig Ottokar II, der 1278 den Kampf und sein Leben verlor. Interessant ist dieses Jahr, denn es ist die Erstnennung unseres Dorfes Leipertitz. Zahlreiche Depeschen und Nachrichten des Siegers, König Rudolf I., wurden von seinem Heerlager in Groß Tayax, in diesem Jahr versendet. Möglicherweise fand sich der Name Leipertitz auch in einer dieser Nachrichten und war unsere erste Dorferwähnung.

Geschichtlich geht man davon aus, dass auch in allen heute bekannten Dörfern und späteren Ödungen zu dieser Zeit bereits Siedlungen bestanden ohne das diese in heute noch auffindbaren Urkunden Erwähnung fanden. Auch die ersten Bewohner im Leipertitzer Mühlgründl (man geht davon aus das hier die erste Ansiedlung war), werden die etwa 3 km entfernte Befestigung zu ihrem Schutz aufgesucht haben.

(*) Zur besseren Erklärung: Der Burgstall befindet sich in Höhe des kleinen Feldflughafens nach Westen bis zum Leipertitzer Bach (etwa 500 Meter) auf der Strasse Dürnholz nach Leipertitz.

Man bezeichnet "die Stelle der Burg" als Burgstall deren Mauern weitgehend eingeebnet sind, das Material als "Steinbruch" für nahe Bauten genutzt wurde.