Das Fußballländerspiel in Leipertitz

Ein Beitrag von Stefan Vogler ( Haus Nr. 99 )

 

In den letzten Kriegstagen Ende April/Anfang Mai 1945, als bei Wostitz und  Fröllersdorf noch schwere Kämpfe zwischen Waffen SS-Einheiten und der russischen Armee tobten, lagen in Leipertitz Truppen der Deutschen  Wehrmacht und ungarische Milizeinheiten.

In der dienstfreien Zeit der Soldaten war natürlich der Sport als  Zeitvertreib willkommen und so kam es, dass die Leipertitzer Dorfjugend  häufig die Soldaten mit dem bis dahin unbekannten, noch wenig  verbreiteten Fußballspiel, sah.

So wie die Jugendlichen auch heute nur 2 Mützen als Torpfosten brauchen, wurde damals in Leipertitz mit Stahlhelmen das Tor markiert.

Fußballschuhe brauchten die Soldaten keine, sie hatten ja ihre festen  Komißstiefel, die denselben Zweck erfüllten. Freie Flächen zum kicken gab es in Leipertitz genug und so sah man täglich die Deutschen dort und die  Ungarn hier, manchmal auch nur mit wenigen Mann, je nachdem wo die  Unterkünfte waren, spielen.

In der ersten Maiwoche 1945 wurde dann auf Initiative der Offiziere jeweils von deutschen und ungarischen Soldaten eine Fußballauswahl gebildet, die dann in aller Freundschaft ein Fußballländerspiel austrugen.

Das Trikotproblem war recht einfach zu lösen, die Uniform-farbe der Deutschen und Ungarn unterschied sich, so dass man sich gut erkennen konnte.

Dem Chronisten ist leider der Ausgang des Spieles nicht bekannt.

Das Drama für die beteiligten Spieler und die begeistert anfeuernden Kameraden nahm wenige Tage später schreckliche Gestalt an.

Die Russische Artillerie schoss kurz vor Kriegsende (am 5. Mai 1945) 3 Granaten nach Leipertitz hinein. Das war kurz nachdem die letzte verbliebene deutsche Panzerabwehr-kanone am Ortsrand Richtung Dürnholz 3 sowjetische Panzer abschoss. Zwei der russischen Granaten richtete wenig Schaden an, die dritte jedoch traf die ungarische Feldküche,

welche in der Pfarrscheune an der Dürnholzer Strasse, neben dem Haus Nr. 341 von Spandl Gregor, eingerichtet war. Schmid Julie (# 381) und Spandl, Theresia (# 341), und  5 ungarische Soldaten starben durch diesen Beschuss. Sie wurden noch am selben Tag auf dem Leipertitzer Friedhof rechts neben der Mauer gleich beim Eingang, beerdigt. Kurz darauf, am 7. Mai 1945, hatten auch die Deutschen Truppen viele Tote zu beklagen.

Beim überhasteten Rückzug Richtung Frischau wurden sie auf offener Strecke von russischen Tieffliegern angegriffen. (30 Soldaten starben), im Ort wurde bei diesem Angriff Spandl, Hedwig  # 19) getötet.

Leipertitz war der letzte Ort in dem es noch zu Kriegshandlungen kam, am nächsten Tag war die Kapitulation.

Ob die überlebenden deutschen und ungarischen Soldaten die aktiv und passiv am Fußballspiel in Leipertitz teilgenommen haben, daran gedacht haben, als sie im Radio, vielleicht schon vor den ersten Fernsehern, die Übertragung des Endspieles der Fußballweltmeisterschaft zwischen Deutschland und Ungarn in Bern 1954, gerade mal 9 Jahre danach, verfolgten?